Verbot von Choreos und Blockfahnen, aber …

Verbot von Choreos und Blockfahnen, aber …

9. Oktober 2023 11 Von Carsten Schulte

Nach dem Feuerwerk im Preußenblock beim Spiel gegen den FC Bayern München, aber auch nach dem Feuerwerk beim Auswärtsspiel in Essen musste eine Reaktion des SC Preußen Münster her. Die gab es nun mit etwas zeitlichem Abstand. Bis zum Jahresende gilt im Ultra-Block im Preußenstadion ein Verbot von Choreos und Blockfahnen. Damit fällt die Reaktion des Vereins bemerkenswert überschaubar aus.

Zuletzt beim Heimspiel gegen Aue blieb der Fanblock des SC Preußen Münster leer. Auslöser für den ziemlich spontanen Boykott waren Einlasskontrollen und unübersichtliche Bewertungen von mitgebrachtem Material. Die Sicherheitskräfte bzw. die Einsatzleitung wertete manche Materialien anders als die Fans selbst – Ziel des Klubs war es natürlich, den erneuten Einsatz von jedweder Pyrotechnik beim Flutlichtspiel zu verhindern. Weil das alles aber schlecht kommuniziert war und zudem eher spontan umgesetzt, gab es Ärger und in der Folge den sichtbaren Protest im Stadion.

Beim Auswärtsspiel in Halle war die aktive Szene aber wieder am Start und unterstützte das Team wie bisher auch.

Schon das war ein Fingerzeig, denn erst am Donnerstag vergangener Woche und damit vor dem Spiel in Halle hatten sich Fans und Klub zusammengesetzt. Das Gespräch war schon länger vereinbart und das Ergebnis ist durchaus spannend. Denn der SC Preußen formulierte sehr deutlich den anstehenden wirtschaftlichen Schaden, der durch die DFB-Strafen auf den Klub zukommen wird. Die zu erwartenden Strafen würden den Klub „bei vielen dringend notwendigen Investitionen in Personal und Infrastruktur weit zurückwerfen“, heißt es deutlich. Anders formuliert: Die personell eng besetzte Geschäftsstelle kann nun möglicherweise nicht kurzfristig verstärkt werden, die Strafen werden den Etat des SCP zudem belasten, was wiederum im Winter ggf. den Handlungsspielraum bei Transfers einengen wird. Zudem sei der SCP als Veranstalter verpflichtet, ein sicheres Stadionerlebnis für alle zu gewährleisten.

Gleichzeitig betonte der SCP auch, dass die Vorfälle zuletzt „gravierend“ gewesen seien und als „klare Grenzüberschreitung“ gewertet würden. Eine Distanzierung, die notwendig ist, gerade auch mit Blick auf den DFB und die Regularien.

Keine Choreos und Blockfahnen bis Jahresende, aber sonst keine Auflagen. Was haltet ihr von der Reaktion des SC Preußen?

Ergebnisse anzeigen



Wird geladen ... Wird geladen ...

Der SCP erwartet die „höchste Strafe der Vereinsgeschichte“. Zur Einordnung: In der ersten Corona-Saison 2019/2020 musste der SCP nur 4.900 Euro Geldstrafen zahlen, auch weil in der Rückrunde fast komplett ohne Fans gespielt wurde. In der Saison 2017/2018 kamen insgesamt 18.400 Euro zusammen, im Jahr davor waren es 7.500 Euro. Das war alles überschaubar. In der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB kann man jetzt allerdings nachlesen, was Pyro kostet – je „Gegenstand“ 350 Euro in der Liga, für das „Abschießen“ sogar 750 Euro. Für Spielunterbrechungen über mehr als 1 Minute werden Strafen bis zu 50% erhöht. Je nachdem, wie der DFB nun das Feuerwerk in Essen und gegen Bayern wertet, könnte da eine erhebliche Summe zusammenkommen.

Weil sich die Kritik an den jüngsten Maßnahmen aus dem Aue-Spiel vor allem an der Person des Veranstaltungsleiters Thomas Hennemann entzündete, ordnete der SCP in der Stellungnahme nun ein, dass Hennemanns Handeln „stets im Sinne und zum Wohle des Vereins“ geschehe. Gleichwohl räumte der SCP ein, dass die Kommunikation dabei immer „transparent oder nachvollziehbar“ sein müsse. Zwischen den Zeilen ist damit klar: Das war es diesmal nachweislich nicht.

Dass der SCP in irgendeiner Form reagieren musste, war allerdings auch klar. Doch das jetzt ausgesprochene Verbot von Choreos und Blockfahnen bis zum Jahresende ist die denkbar freundlichste Reaktion. Denn: „Bei den standardmäßigen Fan-Utensilien, wie z.B. Zaunfahnen, Schwenkfahnen und Doppelhaltern, wird es ausdrücklich keine Einschränkungen geben.“ Dieses Handeln des Klubs spricht Bände über den Willen, das im Kern doch stabile Verhältnis zur aktiven Fanszene auch weiter stabil zu halten. Der SCP hätte auch zu ganz anderen Maßnahmen greifen können – bis hin zu Blocksperren.

Aus Sicht der Fiffi-Gerritzen-Kurve dürfte die Reaktion des SC Preußen erträglich sein. Jetzt wäre aber ein Signal aus der Kurve auch gut. Am besten eines, das den wirtschaftlichen Schaden zwar nicht beseitigt, aber mildert. Eine Art „Kurvenkasse“, um zumindest einen Teil der Geldstrafen abzufangen? Das könnte dann auch ein gutes Zeichen aus der Szene sein.

Insgesamt aber darf man die aktuelle Stellungnahme des SCP wohl so werten, dass allen Beteiligten sehr daran gelegen ist, es gar nicht erst zu einer Eskalation kommen zu lassen. Dass das innerhalb der Gremien teilweise auch durchaus anders gesehen wird, dürfte auf der Hand liegen. Aber entscheidend ist am Ende, was getan wird. Und das ist für den Moment eben auch das bestmögliche Ergebnis für den Verein und die Fans.

Seine Stellungnahme beendet der SC Preußen daher mit einer Mahnung in beide Richtungen: „Die kritischen Zwischenfälle sind auf der Basis vieler positiver Erinnerungen in den letzten Monaten und Jahren besprochen worden. Um den gemeinsamen Weg weiter fortsetzen zu können, dürfen weder die Aktionen der aktiven Fans, noch Kommunikationsprobleme die Weiterentwicklung von Preußen Münster nachhaltig gefährden.“