Sven Hübscher: „Müssen Vertrauen in die eigenen Lösungen haben“

Sven Hübscher: „Müssen Vertrauen in die eigenen Lösungen haben“

17. Juli 2019 0 Von Carsten Schulte

Am Freitag ist die knackige Sommervorbereitung abgeschlossen, dann zählen wieder Punkte und nicht Wünsche. Und was haben die Zuschauer aus den dann sechs Wochen Training gelernt und mitgenommen? Vermutlich keine völlig klare Aussicht.

Der SC Preußen Münster verspricht Potenzial, was angesichts des Alters vieler Neuzugänge auch irgendwie logisch sein dürfte. Grodowski (21), Mörschel (21), Özcan (23), Hoffmeier (20), Litka (23), Mekonnen (19), Erdogan (20), Wagner (21) – macht bei diesen acht Neuzugängen ein Durchschnittsalter von 21 Jahren. Nicht eingerechnet sind Nachrücker aus dem eigenen Nachwuchs wie Dominik Klann (20 Jahre) oder auch Perspektivspieler Loris Deiters (ebenfalls 20).

Da sind Nico Brandenburger (24) und Luca Schnellbacher mit seinen 25 Jahren noch halbwegs nah dran, Rudelführer und Kapitän Julian Schauerte mit 31 Jahren ziemlich weit weg. In Fußball-Maßstäben, versteht sich.

Einige der jungen Neuzugänge bringen Erfahrung mit: Maurice Litka beispielsweise oder natürlich auch die Herren Schnellbacher (Aalen) und Brandenburger (Köln). Für andere ist es die erste Station im Seniorenbereich oder aber der Sprung aus Oberliga und Regionalliga in die höhere Liga. Da werden Anpassungsprobleme oder auch mal ein Leistungsloch nicht ungewöhnlich sein. Eine Erfahrung, die im vergangenen Jahr auch Rufat Dadashov (verstärkt durch Länderspielpausen und Verletzungen) oder Niklas Heidemann gemacht haben.

In den Testspielen war immerhin eine spielerische Qualität durchaus sichtbar. Der zweitliga-erfahrene Julian Schauerte arbeitet routiniert und sicher die Aufgaben in der Kette ab, Fridolin Wagner überzeugte bisher durchaus, Seref Özcan bringt als beweglicher Dribbler Akzente ins Spiel. Maurice Litka dürfte ebenfalls starke Aussichten auf Spielanteile besitzen, leider verpasste er zuletzt leicht angeschlagen einige Spielminuten. Auch der bisher letzte Neuzugang, Heinz Mörschel, zeigte in seinen ersten Einsätzen hohe Beweglichkeit und Ballbesicherheit. Das sieht durchaus gut aus.

Offensive Fragezeichen

Verbunden mit der Einschätzung ist ein „Aber“. Der Substanzverlust des SC Preußen im Sommer war sehr hoch. Martin Kobylanski und René Klingenburg allein waren im vergangenen Jahr für 21 Tore verantwortlich. Ob der SCP diese Tore ersetzt hat? „Brückenspieler“ Joel Grodowski ist einer der offensiven Neuzugänge, hat sich aber früh verletzt und hat viel von der Vorbereitung verpasst. Heinz Mörschel hat im Seniorenbereich bisher nur für Mainz II wirklich getroffen (7 Tore in der Regionalliga Südwest). Luca Schnellbacher traf für Aalen im abgelaufenen Jahr dreimal. Bleibt noch „Stammkraft“ Dadashov mit 8 Toren in seiner Drittliga-Premieren-Saison.

Offensiv ist der SC Preußen nach Fakten und Zahlen auf dem Papier dünn besetzt. Weil auch die offensiven Außenbahn-Spieler beim SCP bisher nicht so torgefährlich sind, ist die Frage: Wer erzielt für den SCP demnächst die Tore? Lucas Cueto war mit 4 Treffern noch am erfolgreichsten. Philipp Hoffmann steuerte einen Treffer bei. Ist es ein Zufall, dass der SCP abgesehen von den beiden Spielen gegen Auswahlteams direkt zum Start der Vorbereitung eher sparsam mit Toren umging? Gegen Groningen und Almelo erzielte der SCP nur ein (Elfmeter-)Tor. Das mag angesichts der Stärke der Gegner in Ordnung gehen. Aber auch gegen beiden Viertligisten BVB II und Köln fielen nur drei Tore (und ebensoviele Gegentore). Drei Tore waren es zudem gegen den vorzeitig zusammengetrommelten Aufsteiger TuS Haltern.

Das muss alles kein Anlass zu großer Panik sein, aber der Nachweis, dass dieser SC Preußen auch Tore erzielen kann, steht noch etwas aus. Mit 48 Saisontoren landete der SCP in der vergangenen Saison auf einem Mittelfeldplatz – so wie in der Abschlusstabelle insgesamt auch. Abzüglich der 21 Tore vom „K+K-Duo“ wäre das etwas mauer.

Am ehesten noch dürfte der SCP auf der Seite den Abgang von Fabian Menig mehr als adäquat aufgefangen haben – Julian Schauerte bringt viel Erfahrung aus der 2. Bundesliga mit. Im Mittelfeld allerdings muss die Arbeit von Kobylanski und Klingenburg nun anders verteilt werden. Aber auch hier gilt: Potenzial ist unbedingt vorhanden. Maurice Litka hat bereits gezeigt, dass er Einfluss nehmen kann, auch die übrigen Neuzugänge (siehe oben) bringen etwas mit. Und Kevin Rodrigues Pires rückt nun stärker in den Fokus und die Verantwortung.

Nach dem letzten Heimspiel gegen Almelo war Trainer Sven Hübscher durchaus zufrieden. Nicht zwingend mit dem Ergebnis, aber mit dem Verlauf der Vorbereitung und auch dem Auftritt des SCP. Fehler sah er natürlich noch, aber: „Fehler passieren im ganzen Spiel auf beiden Seiten.“ Fußball ist eben ein Fehlerspiel. Was dem Trainer missfiel, waren schnelle Ballverluste, die fehlende Ruhe am Ball. „Wir hatten gute Balleroberungen, aber haben den Ball dann zu schnell wieder verloren.“

Für Hübscher auch eine Kopfsache. „Das hat etwas mit Vertrauen ins eigene System zu tun. In die eigenen Lösungen. Wenn wir den Weg nach vorn geschafft haben, müssen wir es auch durchziehen.“

Für die Mannschaft gilt die Ansage: „Mutig und selbstbewusst nach vorn spielen, aber dann auch mit Ruhe den Ball festmachen. Vielleicht mal ein Foul oder einen Freistoß ziehen, damit wir nachrücken können.“ Gerade gegen Almelo habe in der zweiten Halbzeit der Mut gefehlt. „Wir müssen über 90 Minuten spielen, nicht irgendwann aufhören.“ Das alles komme aber noch – mit mehr Spielpraxis. Denn selbstredend wird der SC Preußen nicht zum Saisonauftakt perfekt funktionieren. Das ist eine Binsenweisheit des Fußballs und so hatte es zuletzt Sportchef Malte Metzelder ja auch formuliert.


Vor dem Saisonstart die Frage: Was holt der SC Preußen beim TSV 1860 München?

  • Die Preußen gewinnen in München! (43%, 217 Votes)
  • Ein Punkt springt raus. (31%, 159 Votes)
  • Es klappt noch nicht - 1860 München gewinnt. (26%, 134 Votes)

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Vor dem Saisonstart plagen den Coach jedenfalls keine „unruhigen Gefühle“. Die in den Testspielen erkannten Mängel müssen behoben werden, dafür sind Testspiele eben auch da.

Wer dann in der Liga auflaufen wird, ist noch die Frage der Fragen. Ausdrücklich hatte Sven Hübscher vor dem Spiel gegen Almelo darauf hingewiesen, dass hier nicht die Startelf von München spielen werde. Über die Aufstellung und sogar den Spieltags-Kader will der Trainer ohnehin viel Schweigen verbreiten. Der Gegner lese mit, so seine Einschätzung. Das wird etwas mehr „Diskretion“ mit sich bringen – zwar verriet auch Vorgänger Marco Antwerpen nicht die Aufstellung, zumindest aber den Kader für die Partie.

„MSN“ im Tor, Viererkette steht…

Es gibt bestimmte Grundannahmen. Halbwegs sicher ist, dass Max Schulze Niehues im Tor stehen wird. Die Viererkette mit Schauerte, Kittner, Scherder und Heidemann dürfte ebenfalls stehen – auch weil Jannik Borgmann zuletzt angeschlagen fehlte und Ugur Tezel auch nicht übermäßig viele Einsatzeiten in der Vorbereitung bekam. Okan Erdogan könnte noch ein Überraschungsgast werden. „Das war gut für das Selbstvertrauen“, sagte der Neuzugang nach den Testspielen gegen Köln und Almelo, in denen er lange spielen durfte.

Kevin Rodrigues Pires dürfte als gesetzt gelten – vielleicht mit Nico Brandenburger nebenan? Brandenburger fehlt noch etwas Frische nach seiner Verletzung, aber Naod Mekonnen, der junge Neuzugang aus Leipzig, ist vielleicht noch nicht soweit. Fridolin Wagner böte sich auch an, vielleicht sogar mehr als das. Einsatzzeiten bekam er reichlich und seine Leistungen würden einen Startelfeinsatz rechtfertigen.

Offensiv zentral sind Maurice Litka oder Heinz Mörschel die Kandidaten. Litka musste zuletzt pausieren. Der ehemalige St. Paulianer wird aber ganz sicher seine Einsatzzeiten erhalten, eigentlich ist er ein Kandidat für die Startelf – auch auf der Seite. Und auf eben diesen Seiten haben Lucas Cueto, Seref Özcan und Luca Schnellbacher durchaus Startelf-Chancen. Für Philipp Hoffmann ist die Einschätzung eher „Druck durch Einwechslung“.

Offensiv führt dann kein Weg an Rufat Dadashov vorbei – ob nun solo in der Spitze oder mit einem zweiten Stürmer an der Seite (je nach Ordnung beispielsweise Mörschel oder Schnellbacher).

Was der Trainer über die anstehende Partie verrät, zeigt sich am Donnerstag. Dann bittet der SCP zum ersten Mediengespräch der neuen Saison, ehe der gesamte Tross sich auf den Weg gen München macht.

Ob dann die Sicht etwas klarer ist?