Preußen Münster sammelt vier Millionen Euro ein – und tut das damit …
26. Juli 2024Das Handelsregister zeigte es bereits Anfang Juli an: Der SC Preußen Münster hatte neue Aktionäre gewonnen, Anteil für insgesamt rund 600.000 Euro waren gezeichnet worden, wie der SCP kurze Zeit später auch offiziell bestätigte. Tatsächlich hat der Aufstieg dem Klub im Juni sogar rund vier Millionen Euro frisches Geld in die Kasse gespült. Preußens Finanz-Geschäftsführer Dr. Markus Sass verrät, was es damit auf sich hat und wofür das Geld nun eingesetzt wird.
In „drei Wellen“ seien die Anteilszeichnungen zuletzt erfolgt, wie Sass erklärt. Der erste Schwung war Anfang Juli öffentlich geworden. Zwei weitere und deutlich größere Wellen folgen noch. Insgesamt kamen im Juni rund vier Millionen Euro zusammen. Dass der Aufstieg und der bevorstehende Stadionnumbau dazu beigetragen hätten, liege auf der Hand, so Sass. Aber auch die insgesamt positive Stimmung im Klub und im Umfeld hinterließen Spuren. „Wir haben hier ein großes Vertrauen der neuen Aktionäre gespürt.“ Dass die sich wiederum keine konkreten oder direkten Entscheidungsbefugnisse erkauft haben, sei deutlich kommuniziert worden – habe aber am Ende für die neuen Aktionäre auch keine große Rolle gespielt, wie Sass berichtet. „Rechnen“ kann sich das Investment für die neuen Geldgeber vor allem dann, wenn der SCP die 2. Bundesliga hält und sich stabilisiert – das würde dann eine Wertsteigerung der Anteile bedeuten. Potenzialentwicklung lautet hier das Stichwort.
Neue Zeichnungen
Das Handelsregister weist seit Wochenmitte auch die weiteren Anteilszeichnungen aus. Einige davon sind gute alte Bekannte, die Gieseke GmbH beispielsweise. Interessant allerdings: Einige der neuen Investoren stammen aus den USA – sie dürften aus dem Umfeld des schon länger beteiligten Unternehmens Futbol Sostenible LLC (Florida) stammen, das wiederum vertreten wird durch Nikolaus Dieter Semaca, der Wurzeln in NRW hat. Ausweislich der aktuellen Satzung mit Datum vom 9. Juli 2024 beläuft sich das Grundkapital der KGaA auf 8.312.980 Euro.
Endlich, so könnte man sagen, tritt nun ein, was der frühere Vorstand um Christoph Strässer immer wieder betont und erhofft hatte: Dass nämlich klare Perspektiven neue Investoren anlocken könnten. Jetzt hat der SCP sportlich ein dickes Ausrufezeichen gesetzt und auch der Stadionumbau wird in Kürze ganz konkrete Formen annehmen. Im September – dabei bleibt es nach Lage der Dinge – wird der Totalübernehmer bekannt gegeben. Dann bekommt das künftige Stadion endlich Konturen und in drei Jahren soll das völlig umgebaute Preußenstadion dann übergeben werden. Dieser Zeithorizont macht neugierig, aber eben nicht nur Fans, sondern auch Geldgeber.
So wird das Geld verwendet
Sport-Geschäftsführer Ole Kittner steht ein (gemeinsam definierter) Gehaltsetat zur Verfügung. Die jüngste, durchaus etwas herausragende, Verpflichtung von Jorrit Hendrix wurde noch innerhalb dieses Budgets finanziert. Dabei dürfte geholfen haben, dass die Berufsgenossenschaft in wenigen Wochen für das Gehalt des verletzten Sebastian Mrowca einspringt und dem SCP etwas mehr finanziellen Spielraum einbringt.
Einen Teil der frischen Gelder steckt der SCP dagegen in die „Basis“. „Dafür haben wir es auch eingeworben“, betont Sass. In der Vergangenheit waren im Klub notgedrungen viele Baustellen offen geblieben. Jetzt kann nachgeholt werden: „Beispielsweise müssen wir in die Digitalisierung der Geschäftsstelle investieren“, so Sass. Es sei „zwingend notwendig“ gewesen, Abläufe zu digitalisieren und für die Fans zu beschleunigen und auch die eigenen Mitarbeiter zu entlasten. Auch die stärkere Einbeziehung und Nutzung von Eventim-Services ist ein Teil davon. Die Mitgliederverwaltung sowie auch Merchandising können künftig deutlich eleganter abgearbeitet werden.
Auch die Anschubfinanzierung für das Leistungszentrum fällt in diesen Investitionsbereich – personell wie baulich.
Die aktuellen Umbauarbeiten im Stadion belasten den SCP dagegen nur bedingt. Für die langfristig angelegten Maßnahmen, beispielsweise die Kamerapodeste, tritt die Stadt im Rahmen des ohnehin definierten Umbau-Budgets ein. Das betrifft alle Baumaßnahmen, die auch im später umgebauten Stadion genutzt werden können. Für eher provisorische Installationen steckt der SCP noch in Gesprächen mit der Stadt. Hier kann allerdings das eingeworbene Geld für etwas mehr Entspannung in Sachen Vorfinanzierung sorgen.
Ein ganz wichtiger Punkt ist dagegen die allgemeine Finanzstabilität. Was Sass mit diesem eher vagen Bergiff umschreibt, birgt tatsächlich reichlich gute Nachrichten für den Gesamtklub. Der muss sich in den kommenden drei Jahren mit einem Stadion im Umbau herumschlagen, das eigentlich nicht wettbewerbsfähig ist. Das neue Geld werde dem SCP in dieser Übergangszeit bis 2027 die wichtige und notwendige Stabilität geben, wie Sass formuliert. „Wir müssen zwar investieren, brauchen aber auch eine wirtschaftliche Perspektive bis zur Übergabe des Stadions. Wenn das erfolgt ist, haben wir alle relevanten Rückstände aufgeholt.“
Im Zweifelsfall kerngesund
Dies ist der eigentlich spannende und nach außen kaum sichtbare Kern: Eine sichere Eigenkapitallage sorgt für Stabilität. Den Anspruch umschreibt Sass daher so: „2027 sind wir startklar, in allen Bereichen professionell aufgestellt und wirtschaftlich grundsolide. Ein finanziell stabiler Fußballverein, der dann wachsen kann.“ Nicht die schlechtesten Aussichten für die Zukunft …
Teil dieses Plan wäre es natürlich, bestenfalls in der 2. Bundesliga zu bestehen und sich dort zu entwickeln. Angesichts der erheblichen infrastrukturellen Nachteile des Standorts Münster ist das allerdings nicht gesichert. Daher existiert im Klub längst ein Plan für den Abstiegsfall. „Im Zweifelsfall gehen wir finanziell kerngesund in die 3. Liga zurück“, sagt Sass. Finanzielles Harakiri sitzt nicht drin im Team der Preußen. Der Klub folgt seiner eigenen Langzeitstrategie – eine Haltung, die unter anderem auch Ole Kittner zuletzt immer wieder betont hatte. Nachhaltig und stabil soll die Entwicklung sein, kein Draufgängertum für den kurzfristigen und teuer erkauften Erfolg. Das bedeutet allerdings auch: Das Budget für die 1. Mannschaft liegt für die kommende Saison im einstelligen Millionenbereich, es dürfte im Ligavergleich damit klar zu den drei kleinsten zählen.
Um das aber nicht misszuverstehen: „Wir gehen nicht in die Saison, um die 2. Liga einfach mitzunehmen und dann abzusteigen“, wiegelt Sass etwaige Skepsis ab. Anders gesagt: Investiert wird, wenn ein Klassenerhalt machbar ist. Hauruck-Aktionen bei eigentlich aussichtsloser Lage kommen dagegen nicht in Frage.
Pachtvertrag
Zwischen der Stadt Münster und dem SC Preußen Münster existiert ein Pachtvertrag, der allerdings erst greift, wenn das Preußenstadion 2027 übergeben wird. Bedeutet: Aktuell muss der SCP nicht die Zweitliga-Pacht zahlen, die später einmal fällig würde. Stattdessen gilt bis 2027 noch ein „Zwischenvertrag“, der die erheblich reduzierte Zuschauerkapazität und die Instandhaltungskosten des maroden Stadions einrechnet. Der für den SCP aktuell „günstigere“ Pachtvertrag wird allerdings durch die baulichen Nachteile des Stadions belastet – so gesehen, muss sich der SCP die 2. Bundesliga eben doch teurer erkaufen.
Hallo Carsten, vielen Dank für den Bericht. Als ich die Nachricht letzte Woche gelesen habe, wusste ich damit nicht soviel anzufangen. Daher freue ich mich wirklich sehr über Deinen Bericht und die Erläuterungen. Inhaltlich finde ich viele Aussagen sehr spannend (z.B. dass der Totalunternehmer im September bekannt gegeben wird) und wünsche mir, dass Preußens Weg am Ende erfolgreich ist.
Ja, schließe mich dem Dank an. Vor allem für einige Erläuterungen.
Es ist doch schön das vieles in die richtige Richtung geht. Sei es bei den Finanzen, der Planung des Stadions usw. Aber warum wird nicht während der Bauarbeiten eine Zusatztribüne aufgebaut im Bereich der abgerissenen Kurve, falls das möglich wäre. Das würde zusätzliche Einnahmen erbringen, das Stadion wäre dann mit den zusätzlichen Fans ein noch größerer Faktor, man würde die Vorgabe der Liga bezüglich der Zuschauerzahlen sehr wahrscheinlich erfüllen können.
Auch wenn es im Bereich Sicherheit, Catering und anderen Dingen zusätzliche Kosten gibt.
Für diese Tribüne, von mir aus auch nur Stehplätze, könnten dann auch zusätzliche Dauerkarten verkauft werden. Die Fans wären mit Sicherheit dankbar und es würde für den SCP noch mehr Unterstützung geben. Das Ziel des klassenerhaltes vielleicht noch realistischer und die Fans würden es danken.
Hallo WM, ich meine mich zu erinnern, dass es mal ein Interview mit Herrn Westermann in der WN gab. Dabei wurde ihm diese Frage bezüglich Zusatztribüne gestellt und seine Antwort war, dass es sich selbst in der 2 Liga nicht rechnen würde. Wie gesagt, unter Vorbehalt. Sollte ich hier Quatsch schreiben, dann bitte ich das zu entschuldigen.
Ein toller Bericht, eine tolle und lobenswerte Einstellung der Vereinsführung. Als ein „Halbjahrhundertfan“ trage ich diese Herangehensweise voll mit. Wenn ich nur daran denke, was frühere Vorstände (Wellerdiek, Loos) Alles auf die Beine gestellt haben, um die damalige Klasse nach oben zu verlassen…! Wir Anhänger sollten unsere Erwartungshaltung nicht „überhitzen „, aber wir sollten auch bei Rückschlägen „voll im Boot“ bleiben. Ich habe große Hoffnung, wenn ich diese Hype so sehe. Eine Dauerkarte zu erstehen, habe ich persönlich aufgegeben. Aus gesundheitlichen Gründen ginge nur ein Sitzplatz (…) Beispiel: Zu dem Pokalspiel gegen Wolfsburg habe ich kurzfristig eine Freikarte über einen Spieler erhalten. Das tolle Spiel gegen Wolfsburg und meine pers. Einstellung haben mich veranlasst schriftlich einen Mitgliedsntrag sowie einen Wunsch nach einer Dauerkarte an den Verein zurichten. Ausser etliche „Vertröstungsmail“ hat sich bis heute nichts getan. Leider. Von daher, nach der m.A. gelungenen sportlichen Ausrichtung ist unbedingt die Geschäftsstelle zu befähigen. Hier ist man (sorry) immer noch Viertklassig. (Tschuldigung an alle gut geführten „Viertklässler.“)