Letzte Chance Zwickau
23. Juni 2020Die jüngsten fünf Duelle gegen den FSV Zwickau verlor der SC Preußen Münster sämtlich. Das darf am Mittwochabend nicht mehr geschehen. Ein Sieg muss her, sonst kann der SCP wohl die Regionalliga planen.
Es gab in der jüngeren Geschichte der Preußen manche Momente, in denen Mutmacher gefragt waren. Aber so knapp wie jetzt war es seit 2006 nicht mehr. Damals stieg der SCP erstmals in die Viertklassigkeit ab – und das Szenario ist derzeit wahrscheinlicher als der Klassenerhalt. Jetzt so ein Glücks-Klee hinterm Tor? Ein Glücks-Cent unterm Tor? „Ich habe mir den Aberglauben abgewöhnt“, sagt Sascha Hildmann am Tag vor dem Spiel gegen Zwickau. „Das verursacht ja nur Zwänge.“ Nun gut, vielleicht regelt es der Platzwart. Norbert Heithaus steht derzeit morgens um 6 Uhr auf dem Platz, jetzt malt er wieder einen stolzen Preußenadler an den Seitenrand, an ihm liegt es nicht.
Aber schon am Dienstagabend findet ein wichtiges Spiel statt: Chemnitz erwartet Eintracht Braunschweig. Falls Chemnitz das gewinnt… nun ja, rechnen können alle.
Gegen Zwickau muss gewonnen werden, oder? Was holt der SCP denn?
- Heimsieg! (63%, 205 Votes)
- Was anderes. (33%, 108 Votes)
- Unentschieden (4%, 13 Votes)
Anzahl der Stimmen: 326
Eigentlich sind es zum Saisonende hin traditionell die Kellerkinder, die gerne noch einmal punkten. Münster leider nicht. Neben der plötzlichen Torflaute kamen zuletzt auch noch die Negativerlebnisse. Gegen Chemnitz gab es den späten Nackenschlag, in Braunschweig den frühen. Beide Spiele gingen verloren, deshalb konnte der SC Preußen den Abstand nicht mehr verringern. Im bisher letzten Abstiegsjahr 2006 lag der SCP vier Spieltage vor Schluss mit vier Punkten zurück – am Ende reichte es nicht mehr. Mut macht das nicht.
Damals, 2006, gewann der SCP am 35. Spieltag gegen Fortuna Düsseldorf mit 2:0, er gewann in Oberhausen mit 2:1, dann verlor er gegen den Wuppertaler SV mit 1:2 und alles war kaputt. Nein, das sind keine schönen Erinnerungen.
„Wir wollen Zwickau überholen“
„Wir kennen die Tabelle, wir wissen um den Ernst der Lage“, so Hildmann am Tag vor dem Spiel. „Und Zwickau ist ein direkter Konkurrent, den wollen wir überholen, ganz klar.“
Damit das völlig klar ist: Der SC Preußen stellt eine intakte Truppe, es gibt keinen Stress, alle arbeiten motiviert, es wird nicht daran liegen. Was möglich ist, tut das Trainerteam. Nach Braunschweig gab es einen freien Tag für alle. Kopf freikriegen. Echtes Training findet kaum statt, vieles findet im taktischen Bereich statt, Video-Sitzungen. Mentale Vorbereitung. Das Training am Dienstag fand auf dem Rasen im Preußenstadion statt – gelegentlich tut der SCP das. Schaden kann es nicht.
Und auch gegen Zwickau wird Sascha Hildmann wieder etwas rotieren – in aller Behutsamkeit. „Die Belastung ist enorm, dem müssen wir Rechnung tragen.“ Ein seltener Gast rückt dabei wieder in den Kader. Nico Brandenburger soll auf der Bank sitzen. Der 25-Jährige kam unter Hildmann bisher nur zu 17 Spielminuten, saß in drei Spielen im Kader. Er passt nicht ins System, das der Trainer spielen lässt. Brandenburger, der Zweikämpfer und Ballschlepper, ist nicht so gefragt. Für das Umschaltspiel braucht es mehr die spielerische Komponente, heißt es beim SCP. Und da sind Spieler wie Wagner, Mörschel oder Rodrigues Pires derzeit vorne. Dass der emsige Mittelfeldspieler gar nicht zum Einsatz kommt, wundert aber schon – Stichwort Rotation.
Nun: Hildmann kann immerhin aus dem vollen Kader schöpfen – von Hoffmann und Borgmann einmal abgesehen. Hoffmanns Verletzung ist besser geworden, für Zwickau reicht es noch nicht, vielleicht wieder in Mannheim.
Naturgemäß bleibt ziemlich viel vage. Hildmann hält sich in Sachen Aufstellung und Spielern bedeckt. „Ich kann und will nichts dazu sagen“, wiegelt er ab. Geheimnisse gibt es zwar nicht mehr, aber der Gegner soll sich ja auch nicht auf alles einstellen, oder?
Die Brecher
Für den SCP ist wiederum klar, auf wen er beim FSV achten muss. Natürlich die Offensivriege Ronny König oder auch Elias Huth („zwei Brecher“), aber auch torgefährliche Spieler wie Fabio Viteritti (7) und Morris Schröter (6).
Gegen Ingolstadt unterlag der FSV zuletzt klar mit 0:3. Münster machte es besser. „Wenn ich unser Spiel gegen den FCI sehe… da hatten wir auch Chancen und haben keine Tore kassiert. Das gibt uns Mut, dass wir dort einen Punkt geholt haben.“ In Krisenzeiten zieht man aus allem etwas Positives.
Vielleicht auch daraus: Die letzten fünf Duelle gegen Zwickau verlor der SCP. Aber Sascha Hildmann hat in dieser Saison schon gewonnen gegen den FSV – noch als Kaiserslauterns Trainer. Mit 5:3! Also wenn einer weiß, wie man Zwickau beikommt, dann ja wohl der Preußencoach. Wenn’s denn hilft.
Heute ein Sieg und die Hoffnung kommt zurück. Daumen drücken.