Leitbild: Preußen Münster in 06 Überzeugungen
8. Dezember 2022Erstmals stellte das Projektteam im SC Preußen Münster das geplante Leitbild des Klubs vor, das dann bereits im Januar von den Mitgliedern beschlossen werden soll. Es war schnell erledigt, 29 Minuten dauerte die Präsentation. Fragen? Keine.
Das ist es nun: Fast drei Jahre Arbeit steuern zwar nicht auf ein Ende zu, aber auf einen entscheidenden Zwischenschritt. Nach dem ersten Treffen der Projektgruppe im Frühjahr 2020, dem offiziellen „Kick-off-Meeting“ im Dezember 2020 und einigen Mitgliederbefragungen steht nun ein Leitbild, über das die Mitglieder auf der kommenden Jahreshauptversammlung im Januar 2023 entscheiden sollen. Erstmals vorgestellt wurde es am Mittwochabend im Rahmen einer Online-Veranstaltung.
29 Minuten dauerte die Online-Präsentation. Am Ende waren keine Fragen offen, zumindest keine zu hören. Die Entscheidung liegt damit in den Händen der Mitglieder.
Für das Projektteam präsentierten Benny Sicking und Alexandra Bexten noch einmal den Prozess, den die Leitbild-Entwicklung durchlaufen hatte. Die in diesem Prozess formulierten Gedanken und Anregungen aller beteiligten Mitarbeitenden, Fans, Gruppen oder Sponsoren sind zusammengefasst in 6 Punkten:
- 01 Unser Sportclub – Mit Schmackes nach vorn
- 02 Unsere Strukturen – Ein joveler Verein
- 03 Unser Fundament – Wirtschaftlich und regional
- 04 Unsere Lebensweise – ökologisch und zukunftsorientiert
- 05 Unsere Verantwortung – Schwarz-weiß-grün ist bunt
- 06 Unser Selbstverständnis – Demokratisch und transparent
Den 6 Punkten vorangestellt ist eine Art Präambel, in der die Verbundenheit zwischen Klub und all jenen dokumentiert werden soll, die rund um den Klub arbeiten oder ihn begleiten. Im Leitbild würden „das Selbstverständnis und die Grundprinzipien für den eingetragenen Vereine und die zugehörigen Kapitalgesellschaften“ formuliert, heißt es dort. Der Verweis auf die Kapitalgesellschaften ist relevant, weil er zeigt, dass auch der gesamte Profibereich mitsamt der 1. Mannschaft einbezogen wird und das Leitbild damit für den gesamten SC Preußen Münster stehen soll. „Das Leitbild gilt für alle, die sich mit dem SC Preußen Münster verbunden fühlen“, heißt es dann sehr allumfassend.
Mehr als die 1. Mannschaft
Mehr noch: „Preußen Münster ist ja nicht nur die 1. Mannschaft“, sagt Benny Sicking gegenüber 100ProzentMeinSCP. „Der SCP ist auch Faustball, Tennis, Leichtathletik, Handball.“ In diesem Lichte ist auch zu verstehen, dass der Leitbild-Prozess jetzt nicht abgeschlossen ist. Schon am Mittwoch hatte Christoph Strässer betont, dass man das Leitbild künftig immer mal wieder weiterentwickeln müsse. Und auch Sicking betont dieses Vorhaben. „Das war jetzt der erste Teil. Der Prozess geht weiter, ich würde ihn auch gerne weiter begleiten.“ Sofern das Leitbild die Zustimmung der Mitglieder findet, kann der nächste Schritt erfolgen. „Dann können wir in jedem Bereich des Klubs schauen, was das Leitbild für die bedeutet, welche konkreten Schritte sich anbieten könnten.“
Denn genau das war in der Vergangenheit oft das Problem: Im Klub lief vieles nebeneinander, nicht miteinander. „Jetzt haben wir es endlich hinbekommen, auch Gesichter aus anderen Abteilungen zu sehen“, sagt Sicking. Und Klubpräsident Christoph Strässer formuliert: Endlich habe man mal miteinander gesprochen, nicht übereinander.
Bewusst vage
Das Leitbild ist in vielen Bereichen vage formuliert – oder offen, je nachdem. Wer konkrete Handlungsanweisungen erwartet, geht von falschen Prämissen aus. Das Leitbild bildet ein Dach, unter dem sich möglichst viele, bestenfalls alle Preußen versammeln können. Ein Fundament. Eckpfeiler. „Leitplanken“, wie es im Projektteam heißt. Die Bedeutung ist immer gleich: Die Festlegung auf ein Wertesystem kann helfen, sich bewusst zu werden über sein eigenes Handeln.
Welche Spannungen sich hier ergeben, liegt auf der Hand.
Ein Beispiel: Mit Blick auf den Verein ist formuliert, dass man „Strukturen biete und fördere“, die den Klub „attraktiv für engagierte Menschen“ machten. Was das genau bedeutet, welche Strukturen hier gemeint sind, muss wohl vorerst so unklar bleiben. Es ist zunächst der Gedanke, der zählt. Sich der Aufgaben bewusst zu werden. Dass der SCP in der Vergangenheit gerade nicht dadurch aufgefallen ist, zugänglich zu sein für engagierte Menschen außerhalb der geschlossenen Klubgemeinschaft, macht diese Formulierung allerdings auch spannend. Man wolle eine Kultur leben, in der sich alle einbringen können, heißt es. Das muss dann irgendwann mit Leben gefüllt werden.
An anderen Stellen wird das Leitbild wiederum sehr konkret. Vor allem im „Artikel 1“. Dort wird kurzfristigen Erfolgen eine Absage erteilt, der Fokus liege auf mittelfristiger und langfristiger sportlicher Entwicklung. Die Nachwuchsförderung wird hier als „starke Säule“ bezeichnet. Das ist griffig. Andere Punkte wie „Wir stellen uns gegen jegliche Form von Diskriminierung“ sind zudem klar und wurden in der Vergangenheit längst nachweislich umgesetzt. Der Verweis auf soziales Engagement, die Nachbarschaft in Berg Fidel oder generationsübergreifende Verbundenheit sind eigentlich auch einfach zu unterschreiben und umzusetzen.
Wenig überraschend ist das im Leitbild hinterlegte „Mindset“ aus Fankultur, Emotionalität, Leidenschaft (was letztlich auch irgendwie direkt miteinander verknüpft ist), Fairness, Teamgeist oder Menschlichkeit so gehalten, dass es auch in Osnabrück oder Bielefeld Zustimmung finden würde. Das ist nicht typisch für den SCP, das ist gesunder Menschenverstand.
Beim „sehr wichtigen“ Wert des Respekts dürfte das Leitbild dagegen bald unter Spannung stehen – denn wem gilt dieser Respekt? Untereinander? Oder auch anderen gegenüber, anderen Klubs, anderen Fans? „Mit unserem Verhalten repräsentieren wir unseren Verein immer und überall“, heißt es in der Präambel. Das würde bei einer exakten Auslegung sicher holprig. Steht jedes Mitglied immer und überall in der Verantwortung und mit seinem Handeln zugleich für den Verein? Benny Sicking weiß um dieses Problem, es wurde im Projektteam auch diskutiert. „Es geht aber durchaus in diese Richtung“, sagt er und zieht einen Vergleich zu seinem persönlichen Erleben. „Ich habe mich anfangs selbst nicht als Preußenfan bezeichnet. Mein Umfeld sah mich aber so. Diesen Effekt sollte man sich bewusst machen: Wie werde ich wahrgenommen? Wenn ich dann mit Preußenschal am Bahnhof stehe, sollte ich mir klar machen, dass ich so den Verein repräsentiere.“
Eine/r für alle
Wie richtig das Leitbild (und Sicking) damit liegt, kann im Grunde jeder Preußenfan bestätigen. Wie oft wurden Fans von fußballfernen Menschen pauschal als „die Preußenfans“ bezeichnet und in „Sippenhaftung“ genommen? Der oder die Einzelne wird immer als Teil des Ganzen gesehen. „Die Preußen“. Und wenn das schief geht, müsse man sehen, wie man damit umgehe. Wie das Leitbild, der Respekt, dann gelebt wird. „Aber wir haben dann wenigstens eine Grundlage, auf der wir sprechen können.“
Am 15. Januar können die Mitglieder über das Leitbild bestimmen. Dass zum Auftakt keine Fragen auftauchten, überraschte niemanden. Das alles muss erst einmal sacken. Und genau deswegen denkt das Team über zwei Dinge nach: Über eine weitere Info-Veranstaltung vor der Jahreshauptversammlung. Und – natürlich – darüber, den Leitbild-Entwurf den Mitgliedern vor der JHV zur Verfügung zu stellen.
Rückblick:
Tolle Sache! Aber die Verantwortlichen im Verein sollten auch den Verein nach außen hin in einem vernünftigen DEUTSCH präsentieren.
Wenn auf der Homepage > Ticket AGB’S steht, dies nach mehrmaligen telefonischen und schriftlichen Hinweisen nicht korrigiert wird; wenn der Pressesprecher und Leiter Kommunikation > in keinster Weise schreibt; wenn bei der Präsentation von Sponsoren immer wieder die Begriffe Firma und Firmen in einem falschen Kontext verwendet werden; wenn ein Mitarbeiter aus dem Bereich Kommunikation immer wieder das kaufmännische & Zeichen für das Wort > und einsetzt, dann sollten die Verantwortlichen auch dort nicht die Augen verschließen!