Kolumne #12: Geld
1. April 2020In der neuen Ausgabe der Kolumne „100% Preußen“ schreibt Martin Stadelmann über das Thema, das derzeit viele Klubs (und auch Fans) bewegt. Geld. Denn das muss beschafft werden – überall.
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Lasst uns über Geld sprechen. Schwieriges Thema, denn niemand spricht gerne darüber. Aber gerade in diesen Tagen bleibt es und wird es immer mehr zum vorherrschenden Thema. Die Unterbrechung der Saison trifft natürlich den Profifußball sehr hart, wie natürlich jede andere Sportart, egal ob professionell betrieben oder als Amateur.
Bei Preußen Münster ist die Lage so ernst, dass nach dem Kurzarbeitergeld für Geschäftsstelle und Sportler nun auch die Supporters-Initiative ins Leben gerufen wurde. Fans und Freunde der Adlerträger dürfen für eine einmalige Aufnahmegebühr (ab 19,06 Euro) neben der Mitgliedschaft einen Aufkleber erwerben. Allein nur, um die Preußen durch die schweren Zeiten zu begleiten. An der Hammer Straße träumt man von 1906 Teilnehmern, nach 48 Stunden waren bereits 500 Anmeldungen eingegangen. Ich wünsche den Preußen, dass sie die erhoffte Rückendeckung von den ihren erhalten werden. Immerhin öffnet das Land NRW seinen Rettungsschirm (kennen wir ja noch aus Euro-Krisenzeiten) auch für Profivereine. Die Geschäftsführung wird dieses sicherlich aufmerksam verfolgen.
Das ist bekanntlich nicht die einzige Geldsammlung rund um die Adlerträger. Hat sich die Führung der Preußen verpflichtet, 10% der eingenommenen Gelder an die Aktion Lichtblicke zu spenden, so ging die Fanszene letzte Woche einen Schritt weiter. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Sonderzugtickets sollen gespendet werden an die Seniorenhilfe von LichtBlick eV, dazu werden Soli-T-Shirts verkauft. Die Linie 1906 bietet virtuelle Auswärtstickets für nen Zehner an. Die Einnahmen werden gespendet. Bisschen viel das alles? Bisschen unübersichtlich? Nein, ich denke, dass alle Aktionen berechtigt und unterstützenswert sind. Mittlerweile dürfte allen deutlich sein, dass wir uns in einer extremen Ausnahmesituation befinden.
Niemand muss bei allem mitmachen, aber sich einzubringen, um die Gemeinschaft zu stärken, um zu schützen, was einem ans Herz gewachsen ist, das sollte selbstverständlich sein. Und ja, auch ein kleines Opfer darf damit verbunden sein. Diese Seite von Carsten Schulte (100prozentmeinscp) hat über Steady bisher fast 80 Unterstützer gefunden. Ich sehe das als ein gutes Zeichen, dass viele Menschen begreifen, dass gute Dinge nicht immer ohne Kosten funktionieren können. Weitere Unterstützung wird er sicherlich auch gut finden.
Es gibt natürlich auch wieder die alles überlagernden negativ geprägten Beispiele. Beim KFC Uerdingen weigern sich die Spieler der Kurzarbeit zuzustimmen, was in Münster kein so großes Problem war. Allerdings darf man hierbei nicht außer Acht lassen, dass in Uerdingen andere Rahmenbedingungen greifen. Die Gelder werden nicht über die Spielzeit erwirtschaftet, sondern werden vom Investor Ponomarev reingeschossen. Und da bleibt dann die Nähe zum Club auch auf der Strecke bei den Profis. Alles künstlich. Wie in der Bundesliga bei Leipzig. Dort musste unbedingt das Champions-League-Spiel gegen Tottenham vor Zuschauern durchgezogen werden. Aus Geldgier. Das Resultat sehen wir nun. Mehrere Zuschauer waren nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert, unter anderem kamen drei infizierte Personen im VIP-Bereich gerade aus ihrem Ski-Urlaub in Ischgl zurück und haben während des Spiels andere Besucher angesteckt. Besonders makaber wird es dadurch, dass in Leipzig beim vorherigen Heimspiel eine japanische Reisegruppe des Stadions verwiesen wurde unter dem Verweis auf Corona. Racial Profiling nennt sich das.
An diesem Punkt sind aber die lokalen Aufrufe überhaupt nicht. Hier geht es um Existenzen bei Preußen, bei dieser Webseite, der Hilfe von Bedürftigen. Alles unbedingt erforderlich. Und unterstützenswert. Genauso wie wir unsere lokale Wirtschaft stützen müssen.