Klartext vor Braunschweig: „Die Fehler brechen uns das Genick“
11. November 2019In den vergangenen Wochen und Monaten hatte sich der Trainer des SC Preußen Münster eigentlich stets zurückhaltend geäußert. Fehler sprach er im kleinen Kreis an, öffentlich blieb es eher ruhig. Vor dem Spiel gegen Eintracht Braunschweig war das anders. Da sprach Sven Hübscher über eine unbefriedigende Trainingswoche und über Konsequenzen. „Die Fehler brechen uns das Genick. Einige Vorgaben sind aber nicht optional, die müssen umgesetzt werden, sonst fliegen die Spieler raus.“ Rumms, das saß.
Hübscher wollte die Aussagen zwar vor der Partie gegen die Eintracht nicht direkt einfangen, meinte aber achselzuckend: Man könne das jetzt dramatisch machen, aber es sei nicht dramatisch. „Das Thema muss aber weg, ganz einfach.“
Dramatik hin oder her: Die Tabelle gibt Anlass genug zur Sorge. Abstiegsängste sind real und bisher hat die Mannschaft eben nicht gezeigt, dass sie nachhaltig punkten kann. Und wenn dann der Trainer ankommt und Dinge sagt wie „Ich war nicht zufrieden mit der Trainingswoche“, dann stimmt das nachdenklich. „Mir ist egal, wer wo was wie. Ich stelle vieles in Frage. Und in der vergangenen Trainingswoche haben wir noch genauer hingeschaut. Einige Eindrücke haben mir nicht gefallen, das lasse ich nicht durchgehen.“
Ist das dramatisch? Oder einfach angesichts der sportlichen Lage angebracht?
Immerhin: „Es war auch nicht alles schlecht in der Woche. Sicher ist: Jeder hat die Chance zu spielen. Wir suchen uns die elf Spieler aus, die die größtmögliche Wahrscheinlichkeit bieten, zu gewinnen.“
Fehler könne man verzeihen, aber sie sollten sich nicht wiederholen. Und wenn sie sich wiederholen, dann sollte sich die Reaktion des Trainers nicht wiederholen, so Hübscher. „Ich ändere dann meine Maßnahmen.“
Das ist ein anderer Tonfall beim SCP. Vielleicht wurde es auch Zeit, dass nicht nur intern, sondern auch in der Sprache nach außen mal etwas im Karton wackelt. Die Heimpartie gegen Braunschweig am Montagabend ist schwer genug („Braunschweig ist klarer Favorit“), aber die Preußen müssen langsam mal punkten, sonst wird der Abstand auf die Nichtabstiegsränge größer und größer. Aktuell sind es schon vier Punkte – der Abstiegsplatz bleibt vorerst Heimat des SCP…
Für die Partie gegen Braunschweig hatte der Trainer so etwas wie einen Neustart ausgerufen – indem er alles in Frage stellt. „Das ist keine Zäsur, aber ich habe einfach keine Lust mehr ständig zu erklären, warum wir trotz zwei, drei erzielter Tore ohne Punkte dastehen.“ Es sei möglich, dass es Veränderungen gebe. „Wenn ich Positionen vergebe, dann hat der Spieler dort zu stehen. Sonst suche ich mir jemanden, der es tut.“ Basta. Ist das Dramatik, Klartext oder Kampfansage?
Vorteil des SC Preußen ist, dass die Mannschaft in sich geschlossen ist. „Teamspirit haben wir, darüber müssen wir nicht reden. Die Jungs sind eng beieinander. Aber auf dem Platz müssen wir härter zu uns selbst werden.“
Aber nicht nur mehr quälen soll sich das Team, sondern auch den Gegner besser bearbeiten. „Entschlossen zupacken, nicht unfair spielen, aber auf dem Platz mal für Klarheit sorgen!“
Das ist irgendwie ein Thema, das den SCP seit Saisonbeginn begleitet. Die Rühles, Grimaldis, Klingenburgs – von diesen Typen besitzt der SC Preußen nicht mehr viele. Stattdessen geht der SCP manchmal in Schönheit unter. Lieber zwei, drei Pässe, statt den Ball energisch und kompromisslos wegzudreschen. Gegentore verhindern um (fast) jeden Preis. Das wird jetzt einfach harte Arbeit und dafür braucht es Disziplin – körperlich wie auch taktisch.
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„Wir müssen den Laden hinten dichtmachen“, so Hübschers Ansage. „Den Ball besser vom Tor weghalten. Und das Verteidigen beginnt schon vorn. Das müssen wir als Team einfach besser hinkriegen – und die Fehler bei Null halten.“
Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, ausgerechnet gegen die Eintracht. Vor der Partie ging es in der öffentlichen Debatte daher bewusst weniger um Braunschweig. „Ich habe schon mal mehr auf den Gegner geachtet“, so Hübscher. „Es liegt einfach noch mehr bei uns als vorher.“
Die ganzen Randerscheinungen – umstrittenes Montagsspiel hin oder her – dürfen am Abend keine Rolle spielen. Da geht es um die Zukunft des Klubs, ganz einfach. Und deshalb gibt es vorher mal mehr Rambazamba als üblich. Der ganze Klub müsste man so wachgerüttelt werden.