Kaderplanung: Preußen Münster sucht erfahrene Profis – „Mut zur Lücke“
14. August 2020Nach außen hin versprüht der SC Preußen Münster Gelassenheit und Optimismus. Trainer Sascha Hildmann ist sicher, dass man ein gutes Team stellen werde. Sportchef Peter Niemeyer freut sich über die Leistung der Talente. Nur: Es fehlt halt fast die komplette Elf, die dann am Ende in der Regionalliga die Last tragen kann.
Untätig ist beim SCP niemand. Das behauptet auch niemand. „Wir müssen aber der Tatsache ins Auge sehen, dass sich noch nicht die Masse der Spieler für uns entscheiden hat“, sagt Peter Niemeyer nüchtern. „Dass es nicht voran geht, hat sicher mehrere Gründe.“ Diese Gründe kann man erahnen: Zum einen die extra lange Transferperiode, die bis Anfang Oktober reicht und die viele Spieler zum „Zocken“ verleitet. Alle schauen auf lukrativere Verträge „oben“, ehe es zum Ende hin vielleicht doch nur für etwas weiter „unten“ reicht. Zum anderen sicher das Thema Geld. Aber wohl auch eine gewisse Unsicherheit, was denn sportlich beim SCP möglich sein wird. Die erhoffte Initialzündung durch die Vertragsverlängerung von Max Schulze Niehues oder Simon Scherder hat es nicht gegeben. Abwarten ist angesagt, dabei sind es nur noch 21 Tage bis zum Saisonauftakt.
Blick in die 3. Liga
„Mut zur Lücke“, sagt Niemeyer und ergänzt: „Da wird sich etwas ändern.“ Nun, das liegt auf der Hand. So ein bisschen liegt der zähe Fortgang der Transferplanungen auch daran, dass der SCP derzeit vor allem in den Bereich 3. Liga schaut. Also eher oben ins Regal. Talente und Spieler mit Potenzial bietet der SCP genug – am Freitag soll beispielsweise die Unterschrift von Gianluca Przondziono (20) folgen. Aber es braucht für die lange Viertliga-Saison eben eine erfahrene Achse. „Im Bereich der Regionalliga ist die Messe seit März, April gelesen“, glaubt Niemeyer. „Daher schauen wir eher im Drittligabereich. Denn dorthin wollen wir ja auch.“
Erschwert wird das derzeit sicher durch die Lage auf dem Markt. Für die knackige Saison 2020/2021 gehen viele Profiklubs mit dem einen oder anderen „Extra-Spieler“ an den Start. Auch in der Regionalliga sind viele zusätzliche Klubs unterwegs, die alle auch ihre Spieler suchen. Da ist naturgemäß mehr Bewegung.
Keine Sorge, es gebe genug hochmotivierte Spieler da draußen – so lautet die Botschaft. Ein paar von denen muss der SCP noch für sich und seinen Weg gewinnen. Nicht nur, weil das Umfeld irgendwann unruhig(er) wird, sondern weil es ja auch darum geht, aus diesen Spielern dann ein Team zu formen. In gut zehn Tagen bricht der SCP in ein Trainingslager nach Holland auf. Dort geht es auch im Teambuilding – aber da würde sich empfehlen, ein solches Team auch aufbieten zu können. Oder?
„Wir arbeiten mit den Jungs, die da sind“, so Niemeyer. „Jedenfalls sagen wir das Trainingslager nicht ab“, so die etwas sarkastische Ergänzung.
„Ich könnte auch mit Geldscheinen herumwedeln“, so Niemeyer, was angesichts der finanziellen Möglichkeiten des SCP vielleicht etwas übertrieben formuliert sein könnte. „Aber das ist nicht mein Anspruch. Es ist wichtiger, dass die Jungs von unserem Weg überzeugt sind.“ Wenn man die bisherigen Abschlüsse zum Maßstab macht, scheint das bisher nur bedingt zu greifen. Allerdings ist der aktuelle Vorstellungsreigen von Gastspielern wahrlich keine Einbahnstraße. Nicht nur der SCP bewirbt sich als Arbeitgeber – er will auch die Kandidaten unter die Lupe nehmen. „Und da gab es auch schon Gespräche, in denen ich gemerkt habe, dass der Spieler nicht zu uns passt“, so Niemeyer. Das Vorgehen ist natürlich vernünftig, denn ein Shopping nach Spielernamen führt nicht zwingend zum Erfolg, wie beispielsweise der KFC Uerdingen regelmäßig belegt.
Es macht schon den Eindruck, als würde die ständige Fragerei nach dem Kader beim Sportchef gewisse „Abnutzungsspuren“ zeigen. Die medialen Fragen sind ja auch immer die gleichen: Wann kommt wer? Wie viele fehlen noch? Warum hakt es so? Niemeyer will das alles gar nicht immer wieder kommentieren, sondern verwies zuletzt nach dem Test in Gievenbeck betont und mehrfach auf die Leistung des jungen und bunt gemischten Preußen-Teams hin. „Ich fand den Kader am Mittwoch richtig erfrischend. Es ist schön, dass sich die Jungs jetzt wirklich zeigen.“ Er sei froh über jeden Spieler, der jetzt die Chance nutzen könne, um sich zu präsentieren. „Alle haben ihre Daseinsberechtigung“, widerspricht Niemeyer etwaigen Zweifeln über die Leistungsfähigkeit.
Es ist ja auch der Weg, den der SCP gehen will. Junge Spieler ausbilden und besser machen. Etwas aufbauen. Das erfordert Geduld, die der SCP und sein Umfeld jetzt halt aufbringen muss.
„So schnell wie möglich“
Natürlich gilt das Hauptaugenmerk derzeit der künftigen Achse. „So schnell wie möglich“ möchte der SCP einen erfahrenen Kern des Teams zusammenstellen. „Ich würde mir auch wünschen, dass diese Führungsspieler jetzt sofort da sind, wir arbeiten genau daran.“ Die Arbeit hat bisher nur keine weiteren Ergebnisse erbracht.
Mit Blick auf die anderen Regionalligen oder Mitabsteiger wie Großaspach oder Chemnitz zeigt allerdings auch, dass der Markt für die Regionalliga mitnichten erledigt ist. Zuletzt schnappte sich RW Essen Felix Backszat weg, Großaspach hat bereits 23 Spieler unter Vertrag, darunter erfahrene Spieler wie Sirigu oder Widemann. Chemnitz holte schon Kevin Freiberger und hat seinen Kader praktisch voll. Genau genommen ist der Regionalliga-Markt noch ordentlich in Bewegung – auch wenn man zur Kenntnis nimmt, dass Klubs wie Großaspach oder eben RWE nicht so auf den Euro schauen müssen wie der SCP.
Die Botschaft beim SCP bleibt in jedem Fall klar: Man arbeite, man spreche, schnellstmöglich wolle man den Kader zusammen haben. Bitte ruhig bleiben.