Hólmbert Fridjónsson stürmt für Preußen Münster

Hólmbert Fridjónsson stürmt für Preußen Münster

30. August 2024 2 Von Carsten Schulte

Der SC Preußen Münster ist unerwartet zur Kieler Filiale geworden. Nach Mikkel Kirkeskov und Joshua Mees wechselte am Freitag auch noch Angreifer Hólmbert Fridjónsson an die Hammer Straße. Der 1,96 Meter große Stürmer soll eine Lücke schließen, die der SCP noch sah – Größe nämlich.

„Hólmbert ist ein Spieler, den wir so noch nicht im Kader haben. Er ist ein astreiner Typ und wird uns in der Spielweise noch variabler machen. Wir haben in den ersten Spieltagen erlebt, wie eng wir die Spiele gestalten können. Mit Hólmbert wollen wir im Strafraum und insbesondere bei Standardsituationen für weitere Torgefahr sorgen und die Gegner vor Probleme stellen“, wird Geschäftsführer Ole Kittner in der Klubmitteilung über den Neuzugang zitiert.

Fridjónsson, 31 Jahre alt, ist ganz schön rumgekommen in seiner Karriere. Island, Schottland, Dänemark (Bröndby IF), Norwegen, Italien (Brescia Calcio) und zuletzt eben Deutschland. Als Torjäger war er allerdings eher in der isländischen ersten Liga (27 Tore in 91 Spielen) oder der norwegischen 2. Liga (42 Tore in 52 Spielen). In Deutschlands 2. Bundesliga hinterließ er keinen Eindruck. Nur 26 Spiele kamen in insgesamt drei Spielzeiten für Kiel zusammen, überwiegend Kurzeinsätze, in denen er drei Tore erzielte.

Der Transfer, nur zufällig am Deadline-Day offiziell gemacht, wirft aber noch Fragen auf. Die Leihe von András Németh kann erklärt werden, bei Fridjónsson werden unwillkürlich Erinnerung an Emil Atlasson wach – jenen Stürmer, den Carsten Gockel einst kurz vor Transferschluss in Münster verpflichtete und der in Münster anschließend überhaupt keine Rolle spielte.

Der Anlass: Der Offensiv-Block der Preußen umfasst neben dem (allerdings lange verletzten) Malik Batmaz nun Joel Grodowski, „Babis“ Makridis, Etienne Amenyido, András Németh und nun Fridjónsson. Dazu kommen offensiv orientierte Spieler wie Joshua Mees oder auch Thorben Deters (der wiederum überhaupt noch nicht berücksichtigt wurde). Das ist viel Masse, aber überzeugend ist es nicht. Amenyido erzielte bisher in keiner Saison im Seniorenbereich mal als drei Tore pro Saison. Makridis gelangen zuletzt 2019 in der Regionalliga West für Borussia Mönchengladbach II einmal zwölf Tore im Jahr – im Profibereich kam er nie über drei Tore pro Saison hinaus.

Bei Joshua Mees waren es maximal sechs Tore (zuletzt gelang ihm das 2018/2019 für Union Berlin in der 2. Bundesliga). In den vergangenen zwei Jahren traf er nur noch zweimal. Neuzugang Németh, gerade erst 21 Jahre alt, hatte noch nicht viele Gelegenheiten, sich zu zeigen. In 40 Zweitliga-Kurzeinsätzen kamen aber auch nur zwei Tore zusammen.

Das Duo Batmaz/Grodowski sollte mit seinen 34 Toren in der Aufstiegssaison auch in der 2. Bundesliga liefern – und hatte das in den Spielen in Fürth und Hannover bereits angedeutet. Nach Batmaz‘ Ausfall war ein Bruch deutlich zu spüren. Ein Ersatz für Batmaz ist nicht unbedingt gefunden – viel mehr plant der SCP die Arbeit offenbar auf viele Schultern zu verteilen.

Etwas deutlicher formuliert ließe sich auch sagen, dass der SCP viel Personalaufwand betrieben hat, um sich etwa zehn Saisontore einzukaufen… Diese Unterstellung ist natürlich nach drei Spieltagen noch nicht wirklich belastbar und lässt auch außer Acht, dass die Neuzugänge in Münster sicher andere Spielzeiten erhalten werden als bei ihren jüngsten Vereinen. Und einzurechnen wäre auch der bisher knappe Etat der Preußen, der keine großen Sprünge zulässt. Jetzt gibt es aber viele kleine Bausteine, die das Trainerteam vor die Herausforderung stellen werden, Einsatzzeiten zu verteilen. Ob das über die Saison hinweg gut geht?