„Historisch, Meilenstein“: Walter Hellmich baut das neue Preußenstadion

„Historisch, Meilenstein“: Walter Hellmich baut das neue Preußenstadion

16. September 2024 9 Von Carsten Schulte

Walter Hellmich nimmt einen neuen Anlauf in Münster. 2008 war er schon einmal da und sollte mit seiner Unternehmensgruppe die damals neue Haupttribüne bauen. Damals zerschlug sich sein Plan, jetzt ist er zurück und baut sogar viel mehr als nur eine Tribüne.

Bis zuletzt machten alle Beteiligten ein großes Geheimnis um das Thema Totalübernehmer. Vorne, auf dem Podium, fehlte bis zum Start der Pressekonferenz sogar das Namensschild von Hellmich. Das war ein bisschen seltsam, denn überall hatte die Unternehmensgruppe bereits ihre Prospekte verteilt. Aber gut, am Ende war die Überraschung dann doch gelungen.

Walter Hellmichs Unternehmensgruppe wird das Stadion in Münster bis Anfang 2028 vollständig umbauen. Wobei zwei Informationen eben besonders wichtig sein dürften: Bereits im zweiten Quartal 2025 sollen die Arbeiten an der Westkurve beginnen, die dann auch bereits Ende 2025 stehen soll. Und: Die drei neuen Tribünen werden bis Ende 2027 fertig sein, lediglich die Außenanlagen werden erst Anfang 2028 vollständig fertig sein.

Walter Hellmich, hier im September 2024.

Bis dahin – das betonte Preußen-Geschäftsführer Dr. Markus Sass am Montag – werde es im Stadion phasenweise unbequem. Denn ein großes Stühlerücken steht an, das ist nicht zu ändern. Der Umbau im laufenden Betrieb dauert länger als bei einem reinen Neubau und während hier etwas Neues entsteht, wird woanders abgerissen. Das bedeutet für alle: Mehr zusammenrücken. Und Tickets werden übergangsweise noch rarer werden. Wie viele Plätze während des Umbaus schlimmstenfalls zur Verfügung stehen, blieb einigermaßen vage. Letztlich war dann die Rede von mindestens 9.000 bis 10.000 Plätzen. Nicht viel mehr, eher wohl weniger. Es ist, wie es ist.

Für Walter Hellmich ist es ein Zufall, dass er nun einen zweiten Anlauf nehmen darf. Im Mai 2008 wurde er schon als Unternehmer für den Bau der neuen Haupttribüne vorgestellt. Zur Geschichte damals gehört, dass sich die Gespräche zwischen Klub, Stadt und Hellmich irgendwie in die Länge zogen, am Ende wollte Bremer (Paderborn) günstiger bauen als es Hellmich wollte – der Rest ist Geschichte. Alles Schnee von gestern. Jetzt bekommt Hellmich den viel größeren Bau und diesmal stehen sowohl Budget wie auch Vorgehen ganz exakt.

Rückblick in den Mai 2008: Hier präsentieren Dr. Marco de Angelis, Walter Hellmich und Thomas Bäumer (v.l.) die Pläne für die damalige Haupttribüne.

Also: Hellmich baut in Münster ein Stadion für 19.165 Zuschauer. Das ist ein kleines Stadion, darum muss man nicht herumreden. Mit weniger als 20.000 Plätzen stellt sich der SCP künftig weit hinten an im Kreis der größeren und großen Klubs. Dass es nicht größer wurde (und werden kann), ist dem engen Bebauungsplan geschuldet, den niemand, wirklich niemand jetzt noch angreifen wollte. Jeder Wunsch, mehr Fans Platz zu bieten, hätte weitere zwei bis drei Jahre Zeit in Anspruch genommen und irgendwann ist einfach gut, oder? Paderborn, Ingolstadt, Ulm, Regensburg, natürlich Elversberg, aber auch Zweitliga-Dino Fürth kamen in der Vergangenheit damit klar. Und um ehrlich zu sein: Die Ansprüche in Münster sind auch erst seit wenigen Monaten gestiegen. Noch vor wenigen Jahren wären Zuschauerzahlen wie heute nur mit einem ungläubigen Lächeln zur Kenntnis genommen worden, das wird auch gerne vergessen.

Am Montag wurde die neue Arena mit großen Worten beschrieben: „Historisch“ und einen „Meilenstein“ nannte unter anderem Oberbürgermeister Markus Lewe die Pläne. Und Preußen Aufsichtsratschef Frank Westermann betonte, nun sei endgültig der „Point of no return“ erreicht. Jetzt liegt eben alles öffentlich aus, nun beginnen die Arbeiten.

Gruppenfoto mit den wichtigsten Beteiligten: Markus Sass, Thomas Paal, Markus Lewe, Frank Westermann, Frank Gäfgen und Walter Hellmich (v.l.).

Der SC Preußen erhält in drei Jahren das bestmögliche Stadion unter den bekannten Umständen und Rahmenbedingungen. Vieles ist eingeflossen, was sich gerade Fans gewünscht hatten. Vor allem die Ost wird ein echter Kaventsmann. Die sogenannten Mundlöcher, also die Eingänge, liegen unterhalb der Tribüne. Wer von der Hammer Straße kommt, läuft künftig ein paar Stufen abwärts (dort sind auch die WC-Anlagen) und von dort wieder ein paar Stufen hoch auf die Stehplätze. Rund 8.700 davon gibt es in der Ostkurve, es wird eine gewaltige Wand, die auch akustisch völlig neue Perspektiven bieten wird.

Auch die „Personalisierung“ des Baus, also das „Preußen-Gefühl“ wird bedient. Schwarz, Weiß und Grün sind überall integriert. Auf einer Lamellenfassade hinter der künftigen Nordtribüne wird der Preußen-Adler integriert und zeigt sich mit wechselnder Perspektive je nach Standort mal mehr, mal weniger. Grüne Kioske, dunkle Fassade, natürlich irgendein passender Schriftzug auf den Rängen – es wird ein Heimspielort für Münster. Ein Stadion für Münster.

Für den hat sich Architekt Guido Pfaffhausen noch etwas einfallen lassen. Sein Entwurf öffnet von der Hammer Straße aus den Blickwinkel ganz kurz, so dass im Vorbeifahren das Stadion sichtbar wird – heute kann man bestenfalls die Kassenhäuschen sehen, das Stadion selbst bleibt hinter dem Wall verborgen. Der wird verschwinden, der Zugang erfolgt viel ebenerdiger – und öffnet eben auch ganz neue Sichtachsen.

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Das Stadion von der Hammer Straße aus gesehen.
Das Stadion in Richtung alter Haupttribüne. Rechts im Bild wäre dann die Sporthalle Berg Fidel. Unten: Die Fassade der künftigen Gegengeraden.

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Für den Umbau sind vier Umbauphasen definiert, wobei der Bau grundsätzlich in der Reihenfolge West, Ost und Nord abläuft. Die erste beginnt im zweiten Quartal 2025 und umfasst den Bau der Westkurve. Bis Ende 2025 soll diese Tribüne bereits fertiggestellt sein. Allerdings noch ohne die Ecke zur heutigen Gegengeraden hin.

Direkt ab Anfang 2026 beginnt die zweite Bauphase mit dem Abriss der alten Ostkurve und dem Neubau, der dann bis zum dritten Quartal 2026 abgeschlossen sein soll. Auch hier fehlt die Ecke zur heutigen Gegengeraden hin.

Parallel beginnt im dritten Quartal 2026 der Bau der Nordtribüne, der sich am längsten erstreckt und erst Ende 2027 abgeschlossen sein wird. Dabei wird erst ab dem dritten Quartal 2027 begonnen, die beiden Ecken im Norden zu schließen.

  • Das an der Westtribüne geplante Eckgebäude war nicht Bestandteil der Ausschreibung. Dieses Gebäude mit Nutzungsmöglichkeiten auch für Uni Baskets und USC Münster will der SCP selbst realisieren und finanzieren – idealerweise parallel.
  • Anschließend beginnt der Bau der Osttribüne, die bis Ende 2026 stehen soll.
  • Das im Südosten geplante Eckgebäude soll bis Sommer 2027 fertig sein, dann zieht dort unter anderem eine Stadionkita ein.
  • Bis Ende 2027 soll die Nordtribüne mit Küchen und Technik stehen.
  • Einige Aufgaben an den Außenanlagen und der bisherigen Haupttribüne werden bis Februar 2028 fertiggestellt sein. Unter anderem wird erst zum Schluss die Rückwand der heutigen Haupttribüne geschlossen.
  • Das Budget von 88 Millionen Euro wird eingehalten.