Hätte, hätte, Fahrradkette – „Wir drehen uns im Kreis“
19. Juni 2020Es kann sein, dass auch beim Preußentrainer Sascha Hildmann langsam eine gewisse Müdigkeit einzieht. Dann nämlich, wenn er die hundertste Journalistenfrage nach Druck oder Punkten oder Tabellenlage beantworten soll.
Am Freitagnachmittag saß Sascha Hildmann im Bus. Ziel Braunschweig. Dort steht am Samstag (Anstoß 14 Uhr) das Duell mit der Eintracht auf dem Programm. Der Ablauf bleibt wie gewohnt. Abendessen, Teambesprechung, Bettzeit, aufstehen und Frühstücken, Aktivierung, Abfahrt ins Stadion. Alles so wie immer, Routine durch Routine…
Und ob das nun ein besonders wichtiges Spiel ist oder der Druck zusätzlich gewachsen ist oder sonst irgendeine Eventualität: Hildmann kann das wohl nicht mehr hören. „Wir drehen uns doch im Kreis“, sagt er freundlich, aber auch müde. „Die Situation ist doch nicht neu, die Tabelle ändert sich alle drei Tage.“
Alle, wirklich alle beim SC Preußen kennen die Lage, da braucht es am Ende keine weiteren Darstellungen mehr. Für den SCP geht es also jetzt um das Spiel gegen Braunschweig. Schauen, was dort zu holen ist. Dann das nächste Spiel. Und das nächste. „Und wenn wir am letzten Spieltag in der Lage wären, aus eigener Kraft den Sprung zu schaffen, hätten wir viel erreicht.“
Nun, das kann man laut sagen.
Müsste denn der SCP jetzt das Visier hochklappen? Zumindest etwas? Die Frage beantwortet Hildmann mit einer Gegenfrage: „Würden Sie das denn tun?“ Okay, vermutlich nicht. Denn Punkte sind Punkte und wer hinten dichthält, kann vorne mit einem „Lucky Punch“ gewinnen. So simpel geht Fußball und mehr muss man da auch in den Abstiegskampf nicht mehr reinlesen.
Was holt der SCP in Braunschweig?
- Einen Auswärtssieg. Weil muss ja... (46%, 98 Votes)
- Leider verliert der SCP das Spiel (42%, 90 Votes)
- Ein Unentschieden (11%, 24 Votes)
Anzahl der Stimmen: 212
Alles andere spielt einfach keine Rolle: Das ist die Botschaft des Trainers. Ja, der SC Preußen muss das Spiel mit Ball wieder verbessern. Muss seine Umschaltmomente wieder besser ausnutzen. Wie das zu schaffen ist? Durch besseres Freilaufverhalten, Positionsspiel, noch mehr Aufmerksamkeit. „Das hat jetzt auch etwas mit den Strapazen zu tun. Die langen Busfahrten, kurze Erholungszeiten, das Wetter, da fehlt jetzt auch schon mal die geistige Frische.“
In Braunschweig soll sich nach der Vorstellung des Trainers bestenfalls auch eine zähe Kiste entwickeln. Denn die Stärke der Eintracht ist auch die des SCP: Schnelles Umschalten. Wer das besser umsetzen und zugleich begrenzen kann, hat Chancen. Dass Marco Antwerpen den SCP bestens kennt, spielt keine Rolle. „Wir kennen Braunschweig auch gut.“ Am Samstag gibt es keine Tricks, keine Überraschungen. Da wird einfach entscheiden, wer sein Ding besser durchzieht – und, nun ja, ein bisschen die individuelle Qualität wohl auch.
Hildmann an der Seite von Chris Löwe
Unabhängig vom Spiel der Preußen hat Hildmann auch die Aussagen des Dresdner Profis Chris Löwe verfolgt. Der hatte nach dem 0:2 in Kiel und dem wohl sicheren Abstieg von Dynamo ein vielbeachtetes Interview gegeben und wütend den DFB attackiert. „Glauben Sie ehrlich, dass einer von denen in der DFL, Christian Seifert oder wer auch immer, sich eine einzige Sekunde Gedanken macht, was bei uns in unseren Köpfen vorgeht? Ist denen alles scheißegal!“ Die Spieler müssten am Ende den Preis bezahlen „für den ganzen Scheiß“.
Aussagen, die Hildmann sofort unterstreicht. „Das kann ich total unterstützen. Und das hat nichts damit zu tun, dass Dresden Tabellenletzter ist.“
Folgerichtig geht Hildmann auch bei der Entscheidung seines Klubs mit, Einspruch gegen die Spielwertungen von München oder Chemnitz einzulegen. „Ich bin der Meinung, das ist zu 100 Prozent richtig.“
Personalfragen
Preußen-Pechvogel Simon Scherder hat sein Eigentor dem Eindruck des Trainers nach abgehakt. „Wir haben mit ihm gesprochen, er muss das einfach abhaken.“
Immerhin: Außer dem weiter verletzten Philipp Hoffmann sind alle Spieler einsatzbereit. Wie und ob der SCP am Samstag rotiert, stehe aber noch nicht fest. „Wir haben da schon ein paar Ideen“, so Hildmann vage.
Wer auch immer dann spielt: Augen auf, wach sein. Erst einmal den eigenen Job machen, dann schauen.