Die Wehennemmzett berichtet heute von einem gelungenen Start. So geling auch meiner in den Tag. Kaffee kochen, Toast in den Schlitz, während es bräunt, Blick in die Zeitung: Mit dem Hinweis darauf, dass wir in der letzten Saison "irgendwo in der Fußball-Diaspora" früh in der Saison bereits Punkte haben liegen lassen, Punkte, die am Ende fehlten, schmiere ich mir Butter aufs Toast und denke: "Gut, dass wir das in dieser Saison besser gemacht haben. In Wiedenbrück." Marmelade oder Käse? Ich nehme Salami. Zwei Scheiben. Wir müssen, steht dort, von der ersten Minute an Vollgas geben. "leichtfertige Patzer sind härteste Nackenschläge". Eine Scheibe Salami fällt mir zu Boden, der Hund freut sich, ich ziehe den Kopf ein bis ich erinnere, dass meine Frau nicht da ist. Preußen macht es gut, steht dort. Nach drei Saisonspielen. Ich beiße in mein Brot, nippe am Kaffee und rechne im Kopf, dass wir 8,82% der Saison gespielt haben. Mit Blick auf mein Toast wäre das weniger als das, was ich im Mund habe. Und dann wird es spannend. Heute treffen die beiden einzigen Teams aufeinander, die ebenso wie wir ganz toll gestartet sind: Der SV Lippstadt und der SV Rödinghausen. SVL vs. SVR. Nur der Sieger kann in unseren Rang aufsteigen. Ein Nachbar geht vorbei. Wir grüßen. Hartz IV der arme. Wir könnten ihm mal wieder nicht mehr benötigte Kleidung vorbeibringen. Beim letzten Mal hat er sich nur nach innen freuen können, dieser demütig schüchterne Mann. In unseren Rang, ich glaub's wohl, denke ich. Außerdem, so steht da, sei es laut Hilde wichtiger, am vorletzten Spieltag dort zu stehen, wo wir jetzt stehen, als dies heute zu tun. Da ist was dran, denke ich und überlege, warum denn dann jetzt der Start so wichtig war. Ach so, weil wir von Anfang an Vollgas geben müssen. Ich lecke das Salamifett vom Daumen und vertiefe mich in die nächsten Zeilen, die bringen die Auflösung und ich schäme mich ein bisschen ob meiner Einfältigkeit: Das mit dem vorletzten Spieltag sagt der Trainer nämlich nur für die Spieler, dass die nicht so einen Druck haben. Der Nachbar kommt zurück, wir grüßen erneut. Hat bestimmt im Altkleidercontainer geguckt, ob da was für ihn dabei ist, der arme. Wie man aufsteigt, lese ich dann fürderhin am Beispiel unseres Trainers, der uns in aussichtsloser Situation übernahm und dann zwar mit uns unterging, aber nicht so tief, dass man ihm schlechtes hätte sagen können und der sich jetzt hochgearbeitet hat bis zu eben diesem Rang, in dem wir frühstücken. Ich überlege, mir ein Ei zu kochen, der Nachbar geht schon wieder vorbei, in kurzen Hosen. Na gut, es ist Sommer. In seiner ersten Saison war Hilde mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen gestartet. Nicht schlecht, nach so einem Untergang, denke ich und werde dann daran erinnert, dass er in der letzten Saison sogar mit drei Siegen gestartet war. Wie heute, denke ich und suche einen Unterschied. Dann, so steht dort, wäre sogar später sogar noch ein vierter Sieg hinzugekommen und ich schiebe den Teller von mir und bin mir sicher, es waren mehr. Der Nachbar kommt zurück, sonnenbebrillt jetzt und mit Strohhut. "Na?", rufe ich ihm zu "mal wieder frei?" - "Ja", lacht er und winkt fröhlich. Und nun? Drei Siege, 10:1 Tore. Rödinghausen mausere sich zu unserem ärgsten Gegner steht dort. Aber dann die Entwarnung: Hildes pure Regionalligabilanz summiert sich auf 52 Siege bei 18 Remis und nur 11 Niederlagen. Ich überlege, ob 11 Niederlagen in einer solchen Liga nicht doch gar nicht so wenig sind, da kommt der Nachbar ein letztes Mal vorbei, sitzt in einem WoMo (Pösselausstattung) und winkt mir zu: "Capri", ruft er und ich denke, typisch Hartzer, lässt seine Kinder dieses süße Zeugs trinken. Hildes Punkteschnitt, steht dort, sei aufstiegstauglich: 2,15 Punkte je Spiel. Wie kann der sich Capri leisten, denke ich und schlage die Zeitung missmutig zu. Unwichtig, denke ich und mir fällt ein kleiner Artikel ins Auge, in dem steht, dass der Referee Lütke-Kappenberg das Topspiel der Regio leitet, nämlich SVL vs. SVR. Er kommt von GW Amelsbüren und debütiert mit diesem Spiel in der Liga. Vanessa Arlt aus Greven assistiert ihm und noch jemand aus Iserlohn. Ein Leichtes, denke ich, ein Spiel zu einem 0:0 zu führen. Man darf nur keinen Treffer anerkennen. Das muss doch zu machen sein. Capri, denke ich, wie macht der das? Ich schlage die Zeitung zu, stelle den Teller in die Spülmaschine, Lebensmittel in den Kühlschrank, schenke mir Kaffee nach und der Nachbar kommt zurück. Zu Fuß. Er habe einem Freund das WoMo startklar gemacht. Na gut, denke ich, dann ist ja alles in bester Ordnung.
🤣 👍
Wer mit dem Teufel tanzt braucht gute Schuhe !
😂👍
Sehr launig zu lesen. Aber warum darf Vanessa Arlt nur an der Linie assentieren? Zuletzt habe ich die junge Dame doch als Hauptschiedsrichterin in der Regionalliga an der Pfeife gesehen.
Ist das nicht normal? Glaube z.B. der Exuzidis hat auch schon das ein oder andere Spiel als HR gepfiffen bevor er beim Auftaktspiel Linienrichter war
Unwichtig, denke ich und mir fällt ein kleiner Artikel ins Auge, in dem steht, dass der Referee Lütke-Kappenberg das Topspiel der Regio leitet, nämlich SVL vs. SVR. Er kommt von GW Amelsbüren und debütiert mit diesem Spiel in der Liga. Vanessa Arlt aus Greven assistiert ihm und noch jemand aus Iserlohn. Ein Leichtes, denke ich, ein Spiel zu einem 0:0 zu führen. Man darf nur keinen Treffer anerkennen. Das muss doch zu machen sein.
War wohl doch nicht zu machen, aber passt trotzdem. Darf jetzt immer Rödinghausen pfeifen ...
