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Preußen History

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wild on wheels
(@wow)
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In loser Folge und solange ich Lust dazu habe, stelle ich hier mal Spiele der Vergangenheit ein, die nicht im Licht der großen Erzählungen stehen, die unseren Verein aber dennoch ausmachen. Ligaspiele in grauen Zeiten und in hellen. 

Beginnen möchte ich mit einem Spiel, das heute vor 65 Jahren ausgetragen wurde. Es ging in der legendären Oberliga West 1958 am 16. März im Heimspiel gegen den 1.FC Köln. Ein Sonntag. 10.000 Zuschauer waren angeblich anwesend. Schiedsrichter Machenbach hatte zwischen 1952 und 1960 51 Oberligapartien gepfiffen und ich war erstaunt, als ich las, dass er in diesem Zeitraum weder eine gelbe noch eine rote Karte gezückt hatte. Bis mir einfiel, dass diese ja auch erst viel später eingeführt wurden. 

Gewechselt wurde damals auch noch nicht. So standen sich wohl über 90 Minuten folgende Spieler gegenüber:

SCP: Herbert Eiteljörge, Norbert Hensel, Alwin Jenatschek, Helmut Tybussek, Rudolf Schulz,  Karl-Heinz Schulze-Frieling, Horst Häckel, Bernd Leifeld, Sigi Rachuba, Edelbert Rey, Hans Schnoor

FC: Günter Klemm, Georg Stollenwerk, Fritz Breuer, Herbert Dörner, Martin Hirche,  Günter Mühlenbock, Josef Röring, Hans Schäfer, Hans Sturm, Walter Müller, Berthold Nordmann

Unser Trainer hieß Günter Henschke

Der FC wurde getrimmt vom legendären Hennes Weisweiler.

In der 50. Minute verwandelte Hans Sturm einen Elfmeter für den FC. Nur eine Minute später glichen wir durch Sigi Rachuba aus. Und dabei blieb es. 

Am Ende der Ligarunde war Schalke damals Erster mit 41:19 Punkten und der FC wurde zweiter mit 40:20 Punkten. Wir belegten Rang 6 mit 30:30 Punkten. Vor RWE übrigens. Neben den üblichen Verdächtigen wie der BVB, Alemannia Aachen, MSV, RWE, Fortuna Düsseldorf, Viktoria Köln, WSV, RWO, VfL Bochum oder Westfalia Herne spielten damals auch der Duisburger SpV, der SV Sodingen und Hamborn 07 in der Liga. 

In der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft belegte der 1.FC Köln in seiner Gruppe damals den vierten und damit letzten Platz hinter dem HSV, dem 1.FC Nürnberg und dem FK Pirmasens. In der zweiten Gruppe belegte Schalke den ersten Platz vor dem Karlsruher SC, Eintracht Braunschweig und Tennis-Borussia Berlin.

Im Endspiel setzte sich der FC Schalke gegen den HSV mit 3:0 im Niedersachsenstadion Hannover vor 81.000 Zuschauern durch. Tore für Schalke: Zweimal Klodt, einmal Kreuz.

Ich möchte in meinen Zusammenfassungen immer einen Spieler, der im Schatten der großen Namen stand, hervorheben. Heute:

Norbert Hensel: Abwehrspieler, spielte zwischen 1953 und 1960 sieben Saisons für uns. Und laut Weltfußball, Transfermarkt u.s.w. nie für einen anderen Verein. 

Sieben Jahre nach der Vizemeisterschaft hatte 1958 längst graues Mittelmaß und Enttäuschung im Preußenstadion Einzug gehalten. Man fremdelte zudem immer noch mit der bereits 1949 vollzogenen Einführung des Vertragsspielers. In der Festschrift des Vereins 1956 hieß es: "Mit der Einführung der Vertragsliga im Westen hatten auch wir uns zu entscheiden, ob wir mitmachen wollten oder Verzicht leisten auf die Zugehörigkeit zur deutschen Fußballspitzenklasse. Wir haben uns damals aus wohlerwogenen Gründen für die Vertragsliga entschieden, aber in all den Jahren auch niemals einen Hehl daraus gemacht, dass wir in erster Linie ein Amateur-Sportverein sind und auch bleiben werden." 

Wow sagt: Das haben sie prima hinbekommen. 

Quellen: Welftfußball, 100 Jahre Preußen Münster, Hubert Dahlkamp / Dietrich Schulze-Marmeling

 

 
Veröffentlicht : 16/03/2023 1:27 pm
Mike Red, Eagle-Rider, Warendorf-Wemser and 4 people reacted
Warendorf-Wemser
(@warendorf-wemser)
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Estimable Member
 

@wow wie wär's mal wieder? Wenn Zeit und Bock natürlich 😌 Grüße

 
Veröffentlicht : 11/06/2023 7:53 pm
wild on wheels
(@wow)
Beiträge: 2065
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Themenstarter
 

Nein, wie witzig. Ich habe den 10.06. als Datum für ein neues Kapitel hier im Kopf gehabt und dann ist es mir wieder entfallen. Doch, doch, lieber Wemser, es gibt Wichtigeres J

Also dann: Ich blicke in den Garten meiner Frau, die 1951 wahrscheinlich um diese Uhrzeit bekittelt die Frühstücksreste der inzwischen in die Schule trottenden Kindern von der resopalbeschichteten Küchentischplatte gewischt hätte, während ihr Mann – das bin natürlich ich – im vollgerauchten Büro eines mittelständischen lokalen Holzhandels den nächsten Schritt auf einer kleinen aber feinen Karriereleiter in Angriff nimmt.  Zwischen Trockenhaube, Wiederaufbau und Frauenwitz: Thema Nr. eins in Münster ist der SCP. Er hat soeben die Punktspielrunde beendet und seinen Übungsleiter Diplom-Sportlehrer Ferdinand Fabra entlassen. Vorsitzender Drees und Obmann Oevermann hatten ihn vor dem letzten Spiel in Dellbrück dazu gedrängt, eine möglichst schwache Mannschaft aufs Feld zu schicken. Man führte die Tabelle an, wollte aber mit Blick auf vermeintlich leichtere Gegner in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft lieber zweiter werden, was bei einer eigenen Niederlage und einem gleichzeitigen Sieg von Schalke noch möglich schien. Fabra verbat sich eine Einmischung in seine Aufstellung und konnte seine Sachen packen.

Für die Endrunde wurde Willy „Fischken“ Multhaupt die Mannschaft anvertraut. Man hatte 50/51 eine glorreiche Saison gespielt, die Verpflegung nach dem Training (Milch, Würstchen, Kartoffelsalat) wurde den Spielern vom Gehalt abgezogen. Gleichzeitig erlebte der Verein einen solchen Run auf die Tickets, dass  man sich entschloss, das Stadion während des Spielbetriebs im August / September 1950 auszubauen. Etwa 80 Freiwillige bewegten nach Feierabend Hacke, Schippe und Schubkarre. Fuhr man abends am Stadion vorbei, muss es dort ausgesehen haben, wie in einer Zwergenwerkstatt. Das Fassungsvermögen wurde von ehemals 25.000 auf 45.000 nahezu verdoppelt. Gleichzeitig erhielt die Tribüne erstmals ein Dach.  

In der Endrunde spielten wir in Gruppe zwei gegen den HSV, 1. FC Nürnberg und Tennis-Borussia –Berlin. In Gruppen eins standen sich der 1. FC Kaiserslautern, Schalke 04, Spvg. Fürth und FC St. Pauli gegenüber. Die Sieger beider Gruppen sollten das Finale in Berlin bestreiten.

Vor dem letzten Spieltag der Endrunde, den wir auswärts bei Tennis-Borussia-Berlin bestreiten mussten, waren wir punktgleich mit dem HSV und dem 1.FC Nürnberg, hatten aber im Vergleich das schlechteste Torverhältnis. Nur ein eigener Sieg, der möglichst hoch ausfallen musste, würde die Chance auf den Einzug ins Finale wahren.

Es ging also nach Berlin. Es muss im Bus diese besondere Stimmung geherrscht haben, die sich immer dann einstellt, wenn man auf dem Weg zu etwas ganz  Großem ist. In Berlin würde auch das Finale stattfinden. Man spielte also bereits jetzt dort, wo man hin wollte, konnte einen Hauch der Atmosphäre aufsaugen, die einen im Falle glücklicher Fügungen Tage später erneut erwarten würde.

Es musste also gewonnen werden, und das möglichst hoch.

Im Olympiastadion liefen vor 40.000 Zuschauern folgende Helden für uns auf:

Otto Mierzowski, Walter Lesch, Rolf Lezgus, Kurt Pohnke, Alois Schulte, Josef Rickmann, Rudolf Schulz, Fiffi Geritzen, Josef Lammers, Adi Preißler, Sigi Rachuba

Dieser Elf standen folgende Spieler von Tennis-Borussia entgegen: Karl-Heinz Steinbeck, Kurt Podratz, Heinz Hausmann, Rudolf Junik, Kurt Manthey, Heinz Warstat, Erich Wittig, Hans Berndt, Gerhard Graf, Kurt Schläger, Horst Schmutzler

Schiri Bernbeck, der zwischen 45 und 63 in der Oberliga Süd pfiff, musste die Mannschaften an diesem 10. Juni 1951 insgesamt zwölf Mal zum Anstoß bitten. Was nicht passieren durfte, geschah zunächst prompt. TB führte bereits nach 25 Minuten durch ein Tor von Schmutzler in der 4. Minute und einem Eigentor von Pohnke mit 2:0. Helden erlangen ihren Status halt nie im Vorübergehen. Sie müssen leiden, sonst zählt das nicht. In der 30. Minute gelang Rudi Schulz der Anschlusstreffer. Mit 1:2 ging es in die Pause. Erst in der 57. Minute erzielte Josef  Lammers den Ausgleich.  Zur Erinnerung: Mann musste möglichst hoch gewinnen. Niemand glaubte wohl an ein solches Wunder. Es dauerte bis zur 72. Minute, ehe Adi Preißler wenigstens noch die Führung gelang. Erhobenen Hauptes würde man sich aus dem Wettbewerb verabschieden, dachte man sicherlich.

Bis die dreizehn Minuten anbrachen, die für die Ewigkeit entworfen wurden:

77. Josef Lammer
79. Sigi Rachuba
81. Eigentor Heinz Warstat
87. Fiffi Geritzen
88. Sigi Rachuba

 

Endstand 2:8. Der SCP zog wegen der mehr erzielten Tore ins Endspiel ein.

So geht Geschichte. Man sollte sie hin und wieder aus ihren Schatten holen. Wie auch den einen oder anderen Spieler: Josef Rickmann, *24.04.1920  bestritt zwischen 1948 und 1957  111 Ligaspiele für den SCP sowie alle vier  Spiele in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft 51/52. Obwohl er seine Karriere bei uns erst im Alter von 28 Jahren begann, ist nicht verbrieft, bei welchem anderen Verein er gespielt hat.  Sein einziges Tor für uns schoss der treue Mittelfeldspieler am 17.  April 1955 gegen Bor. Mönchengladbach zum 2:0 in der 65. Spielminute.  Danke, Josef.

 
Veröffentlicht : 12/06/2023 12:31 pm
preussenfrank 2.0
(@preussenfrank)
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@wow 

Da wollte ich gerade das Tablet beseite legen, da werde ich doch glatt vorher von Dir nochmal auf eine Zeitreise geschickt ☺. Schöne Geschichte, aber dein Alter hatte ich dann doch ein wenig unterschätzt 😉.

 
Veröffentlicht : 12/06/2023 2:22 pm
SteinfurterSCP06
(@steinfurterscp06)
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Heute vor 60 Jahren startete die neue Bundesliga in ihre erste Saison. Der SCP war auch mit dabei und trotzte dem hoch favorisierten HSV einen Punkt ab. Obwohl das 1:1 für Hamburg eher schmeichelhaft war, war es durchaus ein Achtungserfolg der Preußen, zumal sie das gesamte Spiel dominiert hatten. Leider fehlte genau dieser eine fehlende Punkte am Ende der Saison zum Klassenerhalt. Für die jungen Fans der Preußen ist es heute kaum vorstellbar, dass sich damals 38.000 Zuschauer in unserer Antikarena eingefunden haben.

1. Bundesliga-Spieltag 1963/64: Volle Hütte mit "Uns Uwe" - kicker

 
Veröffentlicht : 24/08/2023 1:08 pm
Warendorf-Wemser
(@warendorf-wemser)
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Schon damals die gleichen Probleme 😉 

 
Veröffentlicht : 24/08/2023 4:25 pm
Kleini
(@kleini)
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Illustrious Member
 

Veröffentlicht von: @warendorf-wemser

Schon damals die gleichen Probleme 😉 

"Probleme"? Das kann man mittlerweile Tradition oder Preußen DNA nennen. Siehe auch die vielen im Endspurt verpatzten Aufstiege. 😫 

 

 
Veröffentlicht : 24/08/2023 5:32 pm
Warendorf-Wemser
(@warendorf-wemser)
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Veröffentlicht von: @kleini

Veröffentlicht von: @warendorf-wemser

Schon damals die gleichen Probleme 😉 

"Probleme"? Das kann man mittlerweile Tradition oder Preußen DNA nennen. Siehe auch die vielen im Endspurt verpatzten Aufstiege. 😫 

 

Für alle, die keine Rückschläge verkraften können, wurde ja glücklicherweise Rattenball Leipschiss aus der Dose gepresst, um mal nur ein Beispiel zu nennen 😐 

Zudem glaube ich, dass der Preußen-DNA seit dem Abstieg auch einige neue und erfreuliche Komponenten hinzugefügt worden sind. Wichtig ist es, nach dem Scheitern aufzustehen, weiterzumachen und besser zu werden. Das ist mit der letzten Saison gelungen und just auch gegen Ingolstadt 👍 

 

 
Veröffentlicht : 24/08/2023 5:50 pm
Kleini
(@kleini)
Beiträge: 11019
Illustrious Member
 

Veröffentlicht von: @warendorf-wemser

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Schon damals die gleichen Probleme 😉 

"Probleme"? Das kann man mittlerweile Tradition oder Preußen DNA nennen. Siehe auch die vielen im Endspurt verpatzten Aufstiege. 😫 

 

Für alle, die keine Rückschläge verkraften können, wurde ja glücklicherweise Rattenball Leipschiss aus der Dose gepresst, um mal nur ein Beispiel zu nennen 😐 

Zudem glaube ich, dass der Preußen-DNA seit dem Abstieg auch einige neue und erfreuliche Komponenten hinzugefügt worden sind. Wichtig ist es, nach dem Scheitern aufzustehen, weiterzumachen und besser zu werden. Das ist mit der letzten Saison gelungen und just auch gegen Ingolstadt 👍 

 

Ja natürlich, man kann hinfallen, muss nur immer wieder aufstehen. Wir Preußenfans sind da ja einiges gewohnt. Man braucht noch nicht einmal die Dosen zu nennen, wenn ich so manchen Bundesligafan höre, der meint "schon alles mitgemacht" zu haben und wenn man dann nachfragt dann war der Tiefpunkt seines Fanlebens ein zweistelliger Tabellenplatz o.ä.

Ich brauch keine Champagner League und keine Hochglanz Bundesliga. Als am Dienstag unsere Tore gefallen sind, wie ich da abging, wie alles um einen herum in Extase war - da wollte ich an keinem anderen Ort der Welt sein! 👍 

 

 
Veröffentlicht : 25/08/2023 1:00 am
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