Einstimmig: Stadion-Vorlage vor dem „Ja“
6. September 2022Viel Wirbel gab es zuletzt um die Beschlussvorlage in Sachen Stadionumbau. Hinter den Kulissen wurde aber kräftig gearbeitet – und offenbar mit Erfolg. Am Dienstag passierte die Vorlage einstimmig den Sportausschuss.
Am Dienstag tagten Sportausschuss und Bezirksvertretung Hiltrup gemeinsam und natürlich ging es dabei vor allem um das Stadion. Die gute Nachricht vorab: Die Beschlussvorlage passierte das Gremium (und parallel auch den Ausschuss für Wohnen, Liegenschaften, Finanzen und Wirtschaft, der wiederum im Stadtweinhaus tagte).
Überraschend kam das am Ende nicht mehr, denn CDU, SPD, Gründe und Volt hatten sich auf einen Änderungsantrag geeinigt, der dann (trotz einiger Diskussionen über das große Ganze) auch so durchging der Änderungsantrag mit einer Gegenstimme, der Gesamtantrag dann einstimmig.
Am Mittwoch geht die Vorlage dann durch den Rat und wird nach Lage der Dinge natürlich auch dort eine breite Zustimmung finden. Der SCP muss in dieser Beziehung also keine groben Überraschungen fürchten.
Wesentlicher Inhalt des Antrags: Die (extrem teure) Mobilitätsstation wird vorerst aus dem gesamten Projekt gestrichen und stattdessen ein Mobilitätskonzept umgesetzt, das auf Shuttle-Verkehre und Nutzung vorhandener Parkräume setzt (z.B. am Stadthaus 3 am Albersloher Weg). Ziel ist es, am Stadion selbst möglichst wenige Parkplätze vorzuhalten. Durch den Zugriff auf sogenannte Stehhplatzablösemittel (also Gelder, die Bauherren zahlen müssen, wenn sie bei Neubauten nicht die vorgeschriebene Zahl von u.a. Radstellplätzen oder Parkplätzen schaffen) sollen vorrangig für die Errichtung von Fahrrad-, Fußverkehr und ÖPNV-Infrastruktur eingesetzt werden.
Weitere Eckpunkte der jetzt beschlossenen Vorlage:
- Das Stadion soll als „Plus-Energie-Stadion“ gebaut werden – mit zahlreichen Maßnahmen zur nachhaltigen Energiegewinnung und -Nutzung. Die baulichen Vorbereitungen für entsprechende Pläne /Wärme und Stromspeicher, Fernwärmenetz, Regenwasserspeicher etc.) sollen direkt mitgeplant werden. Wichtig: Der Rat nimmt zur Kenntnis, dass die höheren Kosten aus diesem Plan NICHT aus dem derzeitigen Stadionbudget von 45,2 Mio Euro kommen, sondern durch den Stadtwerke-Konzern getragen werden.
- Die Bauunterhaltung des Stadions soll im Stadtkonzern sichergestellt werden. Der Rat beauftragt die Verwaltung, rechtzeitig bis zur Fertigstellung des ausgebauten Stadions innerhalb des Stadtkonzerns eine Zuordnung vorzunehmen. Der daraus resultierende geldwerte Vorteil wird im Pachtvertrag mit dem SCP abgebildet.
- Brutto oder netto? Der Rat beauftragt die Verwaltung, ein Pacht-/Beihilfemodell zu entwickeln, das den Vorsteuerabzug möglichst rechtsverbindlich darstellt. Auf Basis dieses Betriebsmodells und der Annahme einer marktüblichen Pacht ist dazu eine verbindliche Auskunft der Finanzverwaltung einzuholen. Mit der zeitnahen Klärung dieser Frage kann realistisch entschieden werden, welche Abschnitte im Budgetrahmen realisiert werden.
Für all diese Punkte soll nun ein Generalunternehmer gefunden werden, der das Projekt im Finanzrahmen umsetzt. Die offene Frage ist derzeit allerdings, welcher Unternehmer sich in diesen Zeiten so ein Projekt leisten kann. Wichtig allerdings: Auch die Kosten für diese Ausschreibung, Projektsteuerung und Bauabwicklung werden ebenfalls nicht aus dem Stadionbudget selbst getragen werden, sondern wird städtisch finanziert.
Apropos Finanzen: Es ist längst klar, dass nicht der gesamte Umbau mit dem derzeitigen Budget zu stemmen ist. Insofern sieht die Vorlage einen stufenweisen Ausbau fest. SC Preußen, Verwaltung, die Bauwerke Münster GmbH und die Fans des SCP sollen hier einen Stufenplan erarbeiten, in welcher Reihenfolge die Tribünen umgebaut werden. „Im Falle einer erwartbaren Budgetüberschreitung werden Reduktionsvarianten – mit dem Ziel des vollständigen Ausbaus des Stadions – erarbeitet und dem Rat zum Beschluss vorgelegt“, heißt es dazu in der Vorlage.
Aus Fansicht spannend: Die vielen Anregungen und Wünsche aus der AG Stadion sollen geprüft und – soweit sinnvoll – berücksichtigt werden. Damit wäre die Arbeit des Fans nicht sinnlos gewesen.
Christoph Kattentidt, Sprecher der Grünen Ratsfraktion, formuliert als Reaktion auf den Antrag dies: „Mit dem Antrag gelingt es, mit dem städtischen Stadion verantwortlich umzugehen. Einen Teil der städtischen Infrastruktur – und genau das ist ein Stadion – über Jahrzehnte kaum zu modernisieren, ist das Gegenteil von nachhaltig. Gleichzeitig gehen wir verantwortlich mit den städtischen Finanzen um. Wir streichen die überdimensionierte und zum jetzigen Zeitpunkt überflüssige Mobilstation und achten sehr genau darauf, dass das Stadion-Budget nicht überschritten wird. Wichtig war es uns, dass Fans und Verein ein gewichtiges Wort dabei mitreden, in welcher Reihenfolge das Stadion ausgebaut wird.“
„Reduktionsvarianten“ klingt nicht gut.
Ein oder zwei Pferdefüße sind nicht wegzureden. Die Realität ist derzeit eben wie sie ist. Wichtig ist aber auch: Das Ziel bleibt das zweitligataugliche Stadion. Das steht auch im Antrag. Und die 40 Mio Euro stehen ja erst einmal zur Verfügung – irgendwas Sinnvolles wird man damit anfangen können 😉
Schauen wir mal wie die „Pferdefüsse“ dann aussehen. Aber wir müssen nehmen was möglich ist. Immerhin bewegt sich bei dem Thema endlich etwas.