Das Preußen-Rezept für Unterhaching: „Viel hilft viel!“
4. Oktober 2019Die Preußen stecken im Kampf um den Klassenerhalt. Das muss man, auch wenn man wohlwollend ist, zur Kenntnis nehmen. Das Team ist zwar nicht derart schlecht, dass sich der Abstiegskampf zwingend aufdrängen würde, aber die Ergebnisse und das Verhalten auf dem Platz sprechen nun einmal eine deutliche Sprache.
Der aktuelle Punkteschnitt von 0,9 Punkten unterbietet aktuell sogar die desaströse Zeit unter Horst Steffen (0,96 Punkte) und würde auf die Saison gerechnet 34 Punkte bringen. Das hätte in nur zwei der elf Jahre 3. Liga zum Klassenerhalt gereicht.
Die gute Nachricht: Der SC Preußen zeigt immer wieder, dass mehr drinsteckt, als rauskommt. Die Stimmung im Team ist natürlich nicht hocherfreut, aber alle stehen zusammen – und Trainerdebatten werden im Klub ebenfalls nicht geführt. Dass Zuschauer und Fans ungeduldig werden? Normal, so der Trainer. „Wir sind ja auch nicht glücklich. Kann ja nicht.“
Sven Hübscher sagt aber auch: „Würden wir wochenlang so spielen wie gegen Bayern, würde ich an der Qualität zweifeln.“ Aber Leistungen wie zuletzt in Halle deuten zumindest auch eine Besserung an.
Wenn nicht diese verflixte Sprunghaftigkeit wäre. Kaum denkt man, das Team habe die grundlegende Frage verstanden, ist alles wie weggewischt. „Gegen München hätte ich zehn, elf Spieler auswechseln können“, so Hübscher plakativ. „Wir haben hier aber einen engen Kader, in dem jeder funktionieren muss.“ Und genau da hapert es leider immer wieder. „Wir haben hier wirklich keine schlechten Jungs, aber da kehrt manchmal Selbstzufriedenheit ein. Davor habe ich auch nach dem Spiel in Halle gewarnt.“
Die Spieler müssten lernen, in jedes Spiel zu „100 Prozent fokussiert“ reinzugehen. „Viele sind aber nur so bei 90 Prozent. Einige haben wohl gemeint, gegen Bayern wird das schon irgendwie reichen.“
Ist für den SC Preußen in Unterhaching etwas zu holen?
- Leider nein, auf keinen Fall (66%, 131 Votes)
- Das ist die 3. Liga - und der SCP überrascht mit einem Auswärtssieg! (19%, 37 Votes)
- Ach, ein Unentschieden kriegt das Team hin (16%, 31 Votes)
Anzahl der Stimmen: 199
Dieses seltsame Einstellungsproblem wird nur immer seltsamer, weil es schon häufiger aufgetreten ist. Die Gründe sind schwer zu greifen. Das hat etwas mit dem Kopf zu tun, natürlich. „Jetzt ist überall Verunsicherung, dann ist alles schwieriger“, so der Trainer. Jeder kleine Rückschlag, jedes Gegentor, bringt sofort Unruhe und Unordnung. Das ist Realität für die Kellerkinder. Gegner Unterhaching dagegen kommt vom anderen Extrem: Dort läuft fast alles perfekt oder zumindest gut. Die Bälle sitzen, vieles geht einfacher vom Fuß.
Das Rezept der Preußen gegen den Trend ist allerdings klar formuliert: „Viel hilft viel.“ Was der Trainer am Tag vor dem Spiel in Unterhaching beschreibt, bezieht sich auf die Trainingsarbeit. In der Woche wurde der sonst trainingsfreie Montag gestrichen („Nicht als Strafe“), um zu arbeiten. Etwas mehr Zeit, um die Themen wie Zweikampfverhalten und Abwehrarbeit anzugehen.
Denn das Problem der Preußen liegt aktuell nicht im Spiel nach vorn, sondern in der Arbeit nach hinten. Drei Gegentore gegen Viktoria, zwei in Halle, vier gegen München… Das sind neun Gegentore, im Schnitt drei pro Spiel. Hübscher nüchtern: „Wir müssten also in jedem Spiel vier Tore schießen, um zu gewinnen.“ Das ist eine nicht lösbare Aufgabe.
Die fehlende Konstanz und mangelnde Umsetzung der Minimalforderung „Laufen und Zweikämpfe gewinnen“ führt also ultimativ zu Gegentreffern und damit zu Punktverlusten.
Der letzte Sieg der Preußen stammt noch aus dem August – von Anfang August, wohlgemerkt. Das 3:2 gegen Kaiserslautern war damals der erste Saisonhöhepunkt, jetzt ist der Sieg fast ein Mahnmal für einen Absturz auf Platz 18.
Nach dem 1:4 gegen die Bayern hatte praktisch alle Spieler noch darüber gesprochen, nun endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis zu brauchen. „Aber Erfolgserlebnisse musst du dir auch erarbeiten“, so Hübscher. „Indem du läufst und Zweikämpfe gewinnst. Du kannst in der 3. Liga einfach nicht niedrig-intensiv spielen und glauben, dass du damit irgendetwas gewinnst!“
„Nicht meine Art“
Zuletzt musste der Trainer wieder laut werden in der Kabine.“Zum zweiten Mal in zwei Wochen. Dabei ist das gar nicht meine Art. Jetzt sind die Jungs dran!“ Druck durch Lärm von außen könne nur kurzfristig eine Motivation erzeugen, aber am Ende seien es die Spieler selbst, die 100 Prozent abrufen müssten. „Es ist doch ihre Karriere. Jeder muss sich zerreißen, damit es gar nicht erst laut werden muss.“
Vielleicht ist am Ende doch etwas an der These, dass dem SC Preußen im Team die Spieler fehlen, die echte „Reizpunkte“ setzen. Dass die Mannschaft lieb und nett sei, ist in diesem Kontext mal keine Auszeichnung.
Mannschafts-Kapitän Julian Schauerte hatte es nach dem München-Spiel selbst genau so formuliert: „Es hapert derzeit wirklich an allem. Da muss mal Feuer rein! Das fängt im Training an, dass wir uns mehr reizen müssen, aggressiver um die Plätze kämpfen müssen.“ Denn die sind bisher einigermaßen fest vergeben: Die Preußen setzten bisher 19 Spieler ein – das ist ligaweit (gleichauf mit Zwickau) der kleinste Wert. Natürlich liegt das auch am ohnehin kleinen Kader, aber die meisten Startelf-Plätze sind mehr oder weniger fest an acht Spieler vergeben. Die einzigen Spieler ohne Saisoneinsätze sind bisher Borgmann (verletzt), sowie die Perspektivspieler Dominik Klann und Marcel Hoffmeier. So viel Bewegung ist in der Startelf eigentlich nicht.
Trainer Sven Hübscher formulierte das am Freitag so: „Klar drängen sich auch Spieler auf, aber welche Wechsel sind sinnvoll? Alles über den Haufen zu werfen, ist auch nicht gut.“
Sicher ist: Die Mannschaft weiß, was Sache ist. Da macht sich niemand Illusionen. Schauerte: „Wir müssen ganz klar die Zweikämpfe annehmen. Das ist natürlich auch so eine Floskel, aber so ist es. Geredet haben wir doch genug, jetzt müssen wir das auf dem Feld zeigen!“
Fokussiert sein, laufen, Zweikämpfe gewinnen: Das sind einfache Tugenden und Aufgaben. Das muss klappen, dann hätte der SCP zwar noch kein Spiel gewonnen, läge aber vermutlich nicht ständig uneinholbar hinten.
Horst Steffen hatte in der Saison 2016/17 sieben Punkte aus zehn Spielen geholt und musste deshalb gehen. Das war tatsächlich schlimmer als jetzt.
Das stimmt. Im Text bezieht sich der Wert aber auf die gesamte Dienstzeit von Horst Steffen. 27 Spiele, 26 Punkte, 0,96 Punkte. So war das gemeint 😉