Sascha Hildmann: „Am Ende ist das 1:1 völlig gerecht“
19. Dezember 2020Richtig böse oder enttäuscht war am Ende niemand. Das 1:1 zwischen Preußen Münster und Schalke II ging insgesamt in Ordnung, was auch Preußentrainer Sascha Hildmann nach Abpfiff so sah.
Ein insgesamt munteres Spiel gegen den FC Schalke 04 II endete nach kurzer Nachspielzeit mit 1:1. Münster war in der ersten Halbzeit etwas besser, Schalke in der zweiten. „Wir haben sehr gute 30 Minuten gespielt“, wertete Hildmann nach der Partie. „Da haben wir früh gepresst, das war ein intensives Spiel. Die Verletzung von Alexander Langlitz hat schon einen kleinen Knick gegeben.“ Der Routinier arbeitet sonst viel ab, jetzt fehlte dieser Druck über die Flügel.
„In der zweiten Halbzeit kam Schalke mit mehr Druck, da mussten wir schon ziemlich kämpfen.“ Das Spiel sei insgesamt aber schon gut gewesen, das Unentschieden „am Ende auch völlig gerecht“.
Der Dauerdruck, den Schalke nach dem Wechsel entfachte, kam für den Trainer nicht überraschend. „Das hatte sich ja vor der Pause schon angedeutet, also habe ich damit gerechnet.“ Nicht vergessen: Gegen den Liga-Überflieger RW Essen war Schalke dem Sieg nahe, ehe Daniel Heber nach 93 Minuten für RWE doch noch zum 1:1 traf. „Da war Schalke schon besser“, meinte Hildmann. Nur vier weitere Teams rangen dem Tabellenführer eine Punkteteilung ab. Das war schon ein Fingerzeit. „Wir wussten, dass das ein schweres Kaliber ist.“
Über zwei strittige Szenen sprach Hildmann nach der Partie noch: Das Foulspiel von Okan Erdogan direkt an der Mittellinie. Gelb gegen den Preußen sei angemessen gewesen, so Hildmann. Aber „Erdogan trifft ihn ja auch gar nicht, hat ihn kaum touchiert“. Natürlich könne man Rot auch bei Vorsatz oder „Fahrlässigkeit“ sehen, aber hier wäre das übertrieben gewesen. Die andere Szene war eine Gelbe Karte gegen Simon Scherder in der ersten Halbzeit, die glattwegs andersherum hätte gegeben werden müssen aus Hildmanns Sicht. Scherder war beim Versuch, den Ball zu klären, mit dem Gegenspieler zusammengestoßen – der hatte mit dem Schuh drübergehalten. Es gab Freistoß für die Gäste. „Da hat er eine klare Fehlentscheidung getroffen“, so Hildmann. Es schadete am Ende niemandem. Und überhaupt habe der Schiri mit dem Ergebnis nichts zu tun.
Schalke-Kapitän Mika Hanraths war nach der Partie auch nicht unglücklich. „In den ersten 20 Minuten haben wir uns schwer getan“, wertete er nach Abpfiff. „Dann ging es besser und wir hatten noch vor der Pause die Chance auszugleichen.“ Man sei froh gewesen, den Ausgleich noch erzielt zu haben. „Wir wollten aber dann schon noch auf den Sieg gehen, mussten aber am Ende auch aufpassen, nicht noch das Gegentor zu kassieren“, so Hanraths über die Schlussphase, in der Münster noch einmal ein paar Szenen hatte.
Schalke sei punktemäßig im Soll, so der Kapitän. „Aber wir hätten noch mehr Punkte holen können, daran wollen wir arbeiten.“
Preußen-Torwart Max Schulze Niehues stand in der zweiten Halbzeit und kurz vor dem Wechsel etwas mehr im Fokus, als es dem Keeper lieb gewesen wäre. „Wir haben da heute schon ein paar Sachen zugelassen“, gab er zu. „Aber wir sind eben auch auf gute Schalker getroffen. In der ersten Halbzeit haben wir viel Druck gemacht, da ging die Führung auch in Ordnung. Aber nach der Pause fehlte uns die Entlastung.“
Am Ende gehe das 1:1 in Ordnung, auch „wenn wir gehofft hatten, das über die Ziellinie verteidigen zu können“. Aber Schalke haben sich zunehmend besser auf den SCP eingestellt, da „haben wir Probleme bekommen und keine Lösungen mehr gefunden“. Während in der ersten Halbzeit noch viele Bälle übers Pressing erobert worden seien, habe die Mannschaft in der zweiten Halbzeit viele Bälle zu hektisch verloren. „Da fehlten uns Ruhe und Ballbesitz“, ärgerte sich der Torwart.
Schulze Niehues verwies aber auch auf die besonderen Umstände des Kaders. „Wir haben schon einige Jungs auf ein gutes Niveau bekommen, die vor der Saison vielleicht gar nicht so für die 1. Mannschaft eingeplant waren. Da haben einige schon gute Schritte gemacht, insofern muss man auch zufrieden sein.“
Mit Blick auf die Überraschungs-Aufsteiger Remberg, Hoffmeier oder Klann dürfte das sicher so gelten. In dieser Hinserie mussten viele Talente ins kalte Wasser springen – und so hatte der Klub dieses Jahr auch immer „anmoderiert“.
Im Winter wird sich wohl noch etwas tun – der erwartete Wechsel von Gerrit Wegkamp scheint vor der Tür zu stehen. Und die Marschroute für die Rückrunde ist längst klar: So weit wie möglich oben stehen. Denn, wie es Trainer Hildmann vor der Partie formulierte, man wisse ja nie, was sich am Ende tue. „Man stelle sich vor, Essen bekäme keine Zulassung“, so Hildmann (zugegeben) sehr weit herbeigeholtes Beispiel. An Essen wird kein Weg vorbeiführen, die Rot-Weißen können einzig an sich selbst scheitern. Aber Hildmanns Punkt ist simpel: Möglichst weit oben zu stehen, kann aus ganz verschiedenen Gründen gut sein.
Aber vorerst müssen alle mal abschalten und ein paar Tage ausruhen.