Kolumne #10: Wirtschaftliche Gegenwart und Perspektive
18. März 2020Die zehnte Ausgabe der Kolumne „100% Preußen“ kommt erstmals aus der fußballfreien Zeit. Pause mitten in der Saison, Corona stoppt das öffentliche Leben. Martin Stadelmann über Gegenwart und Perspektiven…
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Hat es überhaupt einen Sinn, eine Kolumne zum SC Preußen Münster zu verfassen, wenn die Welt gefühlt still steht, wenn der Alltag vom Virus COVID-19 dominiert wird? Darüber habe ich kurz nachgedacht und mich dazu entschieden, einmal in der Woche weiterhin meine kleinen Botschaften in die Welt zu schicken. Denn es wird natürlich irgendwann weitergehen. Auch mit den Preußen.
Das Virus erwischte natürlich die gesamte Gesellschaft unvorbereitet und damit auch den Fußball. Für die Clubs aus allen Ligen stellt COVID-19 eine Herausforderung dar, die durchaus die Existenz der professionellen Fußball-Abteilungen bedrohen wird. Neben den drohenden Einnahmeverlusten der Bundesligisten aus dem TV-Vertrag und aktuellen Sponsorenverträgen, kann niemand derzeit erahnen, wie es beispielsweise in der dritten Liga bei unseren Preußen weitergehen wird. Können die Preußen überhaupt bis zum Sommer ohne weitere Einnahmen durchhalten? In welcher Liga werden die Preußen an den Start gehen? Wie sollen unsere vielen kleinen und mittleren, aber auch die großen Sponsoren denn im März absehen, ob sie sich ein weiteres Engagement beim SCP überhaupt noch leisten können? Das ist eben auch die brutale Realität im Jahr 2020.
Erinnert sich noch jemand an die sogenannte Kirch-Krise? Als Leo Kirchs Fernsehimperium um den Bezahlsender Premiere in der Insolvenz verschwand und schließlich von Sky übernommen wurde? Damals schwor die Branche, dass man sich nicht mehr so sehr in unsichere Hände wie die reine Aushaltung durch Fernsehgelder begeben würde. Das Gegenteil, das wissen wir nun wieder einmal sehr deutlich, ist geschehen. Und wenn dann ein Karl-Heinz Rummenigge die unbedingte Notwendigkeit von Geisterspielen damit begründet, dass es eben auch um die kleinen Vereine ginge, dann denke ich bei der Kirch-Krise an die damals aufgeflogene Kirch-Affäre zurück. Damals hatte Bayern München 40 Millionen DM als geheime Zusatzzahlungen von Kirch erhalten. So sieht sie aus, die gelebte Solidarität im Profifußball, wie es uns dann auch Deutschlands Nummer 2, Hans-Joachim Watzke, zusätzlich verdeutlichte.
Kommen wir nun zurück zu den Preußen. Eine Solidaritätsaktion der DFL-Clubs mit der 3. Liga, Regionalliga oder dem Amateursport werden wir nämlich nicht erwarten dürfen. Dazu greifen zu sehr die Egoismen und ein selbstauferlegter Verzicht wird nicht stattfinden. Die Preußen werden die finanziellen Probleme, die mit Sicherheit folgen werden, wohl selbst lösen müssen. Ist es da ein glücklicher Zufall, dass der Etat für die Liga eh schon verhältnismäßig niedrig ausfiel? Es steht zu erwarten, dass viele Konkurrenten in Liga 3 ebenfalls Finanzierungslücken in den nächsten Monaten, vielleicht Jahren bekommen werden. Der DFB wird sich daher überlegen müssen, wie er die Liga zumindest bis zum Sommer am Leben halten will, eher er die Clubs einmal mehr in die Selbständigkeit entlassen kann.
Für Preußen ist das natürlich doppelt bitter. Man schien auf dem Weg der finanziellen Konsolidierung und vielleicht auch wieder in der Mitte der Stadt anzukommen. Wer weiß, ob die Wochen vor dem Ausbruch von COVID-19 nicht dazu hätten beitragen können, dass Projekte wie der Stadionumbau nicht doch mehr Rückenwind bekommen hätten? Wobei ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen möchte, dass es sich für Kommunen, Länder und dem Bund bisher als gutes Mittel erwies, über Bauaufträge eine wackelnde Konjunktur wieder anzutreiben. Auch wenn man bekanntlich immer andere Sorgen hat.