Kündigungen nicht ganz auszuschließen: Preußen Münster in Corona-Zeiten
17. März 2020Wie die meisten anderen Fußballklubs muss sich auch der SC Preußen Münster sortieren. Ein Fall wie diesen gab es bisher nicht, es gibt keine Pläne A, B oder C. Nur den Versuch, sich auf die Entwicklungen einzustellen. Klar ist: Der SCP steht vor wirtschaftlich schwierigen Wochen und vielleicht Monaten. Das kann auch Folgen für Arbeitsplätze im Klub haben.
Am Montag war der SCP Teil der Abstimmungen mit dem DFB. Wie sich der Klub dort positioniert hat, bleibt sein Geheimnis. Auf Anfrage will der SCP nur über die „verantwortungsvolle Lösung“ sprechen, hinter der man stehe. Wichtig war – und das ist auch ganz verständlich – die gemeinsame Entscheidung. 100ProzentMeinSCP hatte dem Klub eine Fragenliste zukommen lassen, die von Präsident Christoph Strässer, Aufsichtsratschef Frank Westermann und Geschäftsführer Bernhard Niewöhner gemeinsam beantwortet wurde.
Doch zunächst ganz praktische Dinge: Am Dienstagmorgen wurden die MitarbeiterInnen und Spieler über die aktuelle Entwicklung informiert. Training steht aktuell wegen der behördlichen Verfügung gar nicht an – alles steht still beim SCP.
Das kann Folgen haben, vor allem bei spieltagsbezogenen Jobs. Folgerichtig ist beim SC Preußen das Thema „Kurzarbeit“ im Gespräch. Eine Maßnahme, „die zwar kurz- und mittelfristige Gehaltseinbußen mit sich bringt, aber geeignet sein könnte, langfristig Jobs zu sichern“, heißt es beim SCP.
Konkrete Folge der Lage: Bis auf weiteres werden die Geschäftsstelle sowie der Fan- und Ticketshops am Fiffi-Gerritzen-Weg 1 für den Publikumsverkehr geschlossen, die Münster Arkaden werden in Kürze nachziehen. Eine persönliche oder telefonische Erreichbarkeit könne nicht gewährleistet werden, heißt es beim SCP. Denn alle Bereiche des Klubs werden aktuell auf ein personelles Minimum heruntergefahren.
Auswirkungen nicht absehbar
Der Klub sei sich der Verantwortung für seine MitarbeiterInnen bewusst. Er sagt aber auch: „Wir befinden uns in einer wirtschaftlich überaus schwierigen und existenzbedrohenden Situation. Solange wir die endgültigen Auswirkungen der Coronakrise noch nicht absehen können, können wir auch betriebsbedingte Kündigungen nicht gänzlich ausschließen.“ Das ist das Szenario, das im Fußball auch an vielen anderen Standorten diskutiert wird.
Beim SCP heißt es aber auch: „Wir werden alles daran setzen, diese zu vermeiden. Dazu werden wir uns arbeitsrechtlich beraten lassen, um eine Lösung im Sinne unserer Mitarbeiter zu finden.“
Rund ein Dutzend Angestellte gibt es auf der Geschäftsstelle, dazu kommt das gesamte Trainer- und Betreuerteam. Nicht nur das der Drittliga-Mannschaft, sondern auch diverse Verträge im Nachwuchs-Bereich. Und eben nicht zu vergessen zahllose Jobs im Bereich der Spieltage, z.B. Aushilfen in verschiedenen Bereichen wie dem Empfang. Alle seien sich der „schwierigen Situation“ bewusst, heißt es.
Ob auch auf das Drittliga-Team (finanzielle) Einschnitte zukommen? Das verrät der SCP nicht, sondern verweist lediglich allgemein auf den „Austausch“. Es ist ja auch kein ganz heikles Thema und keines, das zwingend von außerhalb geführt werden sollte. So hatte Kölns Manager Horst Heldt gerade erst die Vorstöße von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) heftig kritisiert, gutverdienende Profis mögen doch bitte etwas „zurückhaltender“ sein. Ob Söder selbst auch an sein Gehalt denkt? Das ist aber ein anderes Thema.
Dazu auch: „Kann mit der Entscheidung gut leben“
Aber für den SCP geht es ja noch um andere Themen. Was ist eigentlich mit Sponsoren und Dienstleistern? „Wir stehen bereits im engen Austausch mit unserem Vermarktungspartner Lagardere und stehen hier in einem vertrauensvollen Austausch. Lagardere hat uns dabei die größtmögliche Hilfestellung zugesichert. Wir werden nun aktiv auf unsere Sponsoren zugehen und um weitere Unterstützung werben.“
Gerade erst im Winter war der SCP bereits „Klinkenputzen“, um Geld für die Neuzugänge einzusammeln. Wenige Wochen später stehen alle ernüchtern vor dem, was man eigentlich nur die Scherben der Saison nennen kann. Denn, ganz ehrlich: Wer rechnet ernsthaft damit, dass ab Anfang Mai wieder Fußball gespielt wird?
Noch ist es zu früh, um Konsequenzen erkennen zu können. Aus dem Kreis der Sponsoren will der SCP „erste positive Signale“ vernommen haben. Aber dem Klub ist auch klar, dass Sponsoren, gerade kleinere Unternehmen, selbst in den Anfängen einer Krise stecken. Da ist es schwer einzuschätzen, wie sich die nächsten Wochen entwickeln werden.
Peinlich genau vermeidet der SCP jede Aussage zu möglichen weiteren Entwicklungen. Liga-Abbruch, Geisterspiele, den Neustart der Liga? Keine Antworten. Das alles sei ein „dynamischer Prozess, in dem sich die Sachlage permanent verändert“. Daher sei es für Spekulationen zu früh.
Die Lage
Am Montag verständigten sich DFB und die Klubs der 3. Liga darauf, die Liga vorerst bis Ende April 2020 auszusetzen. Ab Mai könnte die Serie dann fortgesetzt werden – so zumindest die Hoffnung der Beteiligten. Durch die Verschiebung der EM ins Jahr 2021 ergibt sich ein größerer Zeitkorridor bis Ende Juni.