Münster sieht Rot – und schenkt den Sieg her
7. März 2020Was für ein bitterer Tag für den SC Preußen Münster. Fast alles schien für die Adler zu laufen: Führung, die eigenen Fans im Rücken, Konterchancen zm 2:0. Und dann glitt dem SCP binnen Minuten alles aus den Händen. Viktoria Köln gewann mit 2:1 und der SCP steht mit leeren Händen da.
Die eine Szene des Spiels war die nach 77 Minuten. Da verlor Fridolin Wagner für eine Milliesekunde den Kopf, stieg von hinten in die Beine von Marcel Gottschling und sah dafür Rot. Da war keine Chance, an den Ball zu kommen, da war nur noch Gegner und Bein. Schiedsrichter Michael Bacher zückte sofort die Rote Karte.
Das führte umgehend zu Unordnung beim SCP, der gerade zuvor noch den zweiten Sechser Kevin Rodrigues Pires ausgewechselt hatte und durch Okan Erdogan ersetzt hatte.
Noch ehe sich Münster sortiert hatte, fiel Albert Bunjaku der Ball vor die Füße und es stand 1:1. Und als wäre das nicht genug, verwandelte Mike Wunderlich kurz danach noch einen direkten Freistoß zum 2:1. Schluss, aus, Ende. „Dieses Spiel hat nicht Viktoria Köln gewonnen, sondern wir haben es verloren“, so ein enttäuschter Trainer Sascha Hildmann nach Abpfiff.
Aus Sicht des SCP war das alles schwer zu begreifen und zu fassen. Denn die Adler hatten im Sportpark Höhenberg eine „blitzsaubere“ (Hildmann) Auswärtspartie hingelegt. Eben so, wie der SCP zuletzt aufgetreten war. Defensiv stabil, nach vorn mit gefährlichen Nadelstichen, voller Überzeugung und angefeuert von etwas mehr als 1000 mitgereisten Preußenfans.
Die Zahlen und Daten zum 17. Spieltag
Im Team hatte der Trainer lediglich eine Änderung vorgenommen. Für Seref Özcan rückte Luca Schnellbacher in die Startelf. Ansonsten war das die zuletzt so starke Preußen-Elf.
Es lief auf dem Platz wie gemalt. Vorne hatte der SCP teilweise beste, allerbeste Chancen. Schnellbacher wurde im Spiel so etwas wie die tragische Figur. Schon nach zwei Minuten hätte er treffen können. Da hatte Fridolin Wagner gut abgelegt, aber Schnellbacher bekam nicht mehr genug Druck hinter seinen Schuss, André Weis hielt.
Vielleicht hatte Köln in der Anfangsphase etwas mehr Ballbesitzphasen, aber da kam offensiv keine Gefahr auf. Wenn es richtig brenzlig wurde, dann vor dem Kölner Tor. So wie nach 16 Minuten, als Schnellbacher pltötzlich völlig frei vor Weis stand, sich dann aber für die falsche Schuss-Variante entschied: Statt den Ball am Torwart vorbeizulegen, wäre vielleicht ein satter Schuss besser gewesen. Wie auch immer: Schnellbacher scheiterte.
Kleinere Szenen wie ein Kopfball von Jan Löhmannsröben nach 20 Minuten oder ein Königs-Schuss nach 28 Minuten waren die Folge.
Kölns beste Chance gab es nach gut einer halben Stunde, aber ehe das wirklich gefährlich wurde, klärte Scherder zur Ecke.
Mit dem 0:0 ging es vor 3.157 Zuschauern in die Pause.
Kaum waren die Preußen aus der zurück, durften sie jubeln. Weil Torwart Weis den Ball nur zentral nach vorn abwehrte, bekam Rodrigues Pires die Chance – sein Flachschuss landete links im Tor. Das 1:0 für den SCP, der Plan ging auf.
Alles war wie gemalt. Viktoria ging sichtlich die „Düse“ und der SCP suchte jetzt aus einer massierten Deckung heraus die schnellen Konter.
So wie den nach 67 Minuten, als erneut Schnellbacher komplett frei vor Weis auftaucht. Und auch hier blieb der Kölner Torwart Sieger. Selbst den Nachschuss in Richtung leeres Tor brachten die Preußen nicht unter: Alexander Rossipal setzte den Ball Zentimeter neben den Pfosten!
Es wurde Wechselzeit beim SCP. Der etwas müde gelaufene Rodrigues Pires durfte runter, für ihn kam Okan Erdogan, kurz danach noch Heidemann für Schnellbacher. Der SCP hatte das alles gut im Griff.
Tja, bis zur 76. Minute. Da zog Gottschling links auf und davon und Wagner eilte hinterher. Von der Bank gab es noch die verzweifelten Ansagen „kein Foul“, aber Wagner setzte zur Grätsche an. Voll in die Beine, da blieb Schiri Bacher keine Wahl. Wagner musste runter.
Das war der Bruch im Spiel. Münster sortierte sich, Viktoria schöpfte neuen Mut und erhöhte jetzt den Druck. Es war brutal, dass Bunjaku dann Minuten später der Ball einfach ans Bein sprang – aber das 1:1 war eben der Wendepunkt. Jetzt war Unordnung da, jetzt wollte Viktoria alles. Und bekam es, weil Mike Wunderlich den Freistoß nach 87 Minuten reindrehte.
Es war bitter und tragisch, weil es zuvor noch zwei elfmeterwürdige Szenen gab: Erst bekam Lanius den Ball im eigenen Strafraum wohl an die Hand, dann wurde Cueto im Strafraum weggecheckt. Aber das waren am Ende nicht die entscheidenden Szenen. Das Spiel hat der SCP aus zwei Gründen verloren: Weil er das 2:0 trotz klarster Chancen nicht nachlegte und weil die Rote Karte Viktoria zurück ins Spiel brachte.
Jetzt muss der SCP schauen, dass er diesen Tiefschlag schnell verarbeitet. Schon am Samstag geht es gegen Halle weiter.