Stadionumbau trotz eines möglichen Abstiegs? Das sagen die Ratsfraktionen
4. Dezember 2019In wenigen Tagen soll im Rat der Stadt Münster der Wille bekräftigt werden, das alte Preußenstadion umzubauen. So detailliert wie erhofft wird die entsprechende Beschlussvorlage leider aus Zeitgründen nicht sein – es bleibt bei einer „Konkretisierung“ der Planungen (wir berichteten).
Dennoch drängt sich angesichts der aktuellen Situation der Preußen die Frage auf: Was würde ein Abstieg der Preußen in die Regionalliga für den Umbau des Stadions bedeuten? Wäre das eine willkommene Exit-Strategie für die Politik? Die Frage nach der Ligazugehörigkeit hat 100ProzentMeinSCP den demokratischen Ratsfraktionen und -gruppen gestellt. Antworten gab es von CDU, Bündnis90/Die Grünen, FDP, der SPD und der Linken.
Die gute Nachricht dabei: Über Parteigrenzen hinweg herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass ein Abstieg der Preußen eher keinen Einfluss haben dürfte auf einen Stadionumbau.
Ein anderes Thema, das zur Zeit der Anfrage noch offen war, hat sich zwischenzeitlich (zumindest teilweise) erledigt. Präsident Christoph Strässer hat sich nach langerer Überlegung doch dazu entschieden, für eine weitere Amtszeit zu Verfügung zu stehen. Das dürfte dann für die Mehrheit des amtierenden Präsidiums gleichermaßen gelten – denn deren Wille, sich erneut zur Verfügung zu stellen, hatte Strässer als wichtig bezeichnet. Ob eine Veränderung der Klubführung auch Konsequenzen für den Stadionbau hätte?
Auch hierzu alle Antworten im Wortlaut:
Frage 1: Im Januar 2020 wählt der SC Preußen Münster einen neuen Aufsichtsrat, der wiederum das alte und neue (?) Präsidium beruft. Welchen Einfluss hat die noch nicht ganz klare Zukunft der Klubführung auf den Stadionumbau?
CDU, Stefan Weber (Fraktionsvorsitzender): „Die Frage der Klubführung ist eine Frage des SC Preußen Münster. Da hat die CDU nicht mitzureden oder gar mitzuentscheiden. Die CDU steht selbstverständlich zu dem im Rat vereinbarten Paket, das maßgeblich auf unsere Initiative hin zustande gekommen ist, damit das Preußenstadion saniert und umgebaut werden kann. Nach den rechtlichen Vorgaben besteht ein Zusammenhang zwischen einem ausgebauten Stadion und der Höhe der Stadionmiete, die der SC Preußen wirtschaftlich verantworten muss.“
Bündnis 90/Die Grünen, Klaus Rosenau (sportpolitischer Sprecher): „Wir sehen da keine Auswirkungen/Konsequenzen.“
SPD, Michael Jung (Fraktionsvorsitzender): „Aus Sicht der SPD keine. Die Verantwortung für eine Spielstätte des SCP liegt bei der Stadt Münster und ist völig unabhängig von der Frage, welche Personen an der Spitze des Vereins stehen. Münster braucht den SC Preußen, und deswegen stehen die Stadt und der Rat in der Verantwortung.“
FDP, Jörg Berens (Fraktionsvorsitzender): „Grundsätzlich ist es für die politische Arbeit nicht schlecht, wenn es zwischen den handelnden Akteuren eine gute zwischenmenschliche Basis gibt. Das schließt sachliche Kontroversen natürlich nicht aus. Ein Projekt von der Größenordnung eines solchen Stadionumbaus muss frei von Eitelkeiten sein. Aus unserer Sicht wird die Wahl des SCP Präsidiums erst einmal keine Auswirkungen auf den Stadionumbau haben.“
Die Linke, Ulli Suhre (sportpolitischer Sprecher): „Ich denke der Abstimmungsprozess zwischen dem SCP, der Verwaltung und dem beauftragten Architektenbüro ist schon so weit fortgeschritten, dass auch durch einen neuen Aufsichtsrat bestenfalls nur noch Nuancen geändert würden. Im Übrigen deutet sich an, dass auch Mitglieder des jetzigen Aufsichtsrates im neuen Gremium wieder vertreten seien werden.“
Frage 2: Angesichts der sportlich angespannten Situation des SC Preußen Münster in der 3. Liga: Wie abhängig ist eine Entscheidung für einen Stadionumbau bzw. der Zeitrahmen oder Umfang des Umbaus vom Klassenerhalt des SC Preußen?
CDU, Stefan Weber (Fraktionsvorsitzender): „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, auch wenn wir den Preußen die Daumen drücken, dass sie auch sportlich erfolgreich sind. Das städtische Stadion an der Hammer Straße ist marode und braucht Sanierung und Umbau unabhängig vom aktuellen Tabellenstand der Preußen.“
SPD, Michael Jung (Fraktionsvorsitzender): „Die SPD hat noch nie die Verantwortung für eine Spielstätte des SC Preußen von der Ligazugehörigkeit abhängig gemacht. Wir wissen, dass die Stadionfrage, die wirtschaftlichen Chancen und der sportliche Erfolg eng zusammenhängen. Deswegen würde auch ein sportlicher Misserfolg nichts an der Verantwortung für eine zukunftsfähige Spielstätte ändern. Die Stadt muss die infrastrukturellen Rahmenbedingungen für den sportlichen Erfolg schaffen, nachdem die politishe Hängepartie über Jahre auch eine der Ursachen für die relative sportliche Stagnation war.“
Bündnis 90/Die Grünen, Klaus Rosenau (sportpolitischer Sprecher): „Die Ligazugehörigkeit der zu unterstützenden Sportvereine spielt natürlich eine Rolle, wobei wir trotz der aktuellen sportlichen Situation nicht von einem Abstieg in die Regionalliga ausgehen.“
FDP, Jörg Berens (Fraktionsvorsitzender): „Das Stadion an der Hammer Straße ist ohne Zweifel in einem desolaten Zustand. Deshalb muss gehandelt werden. Jetzt halbe Sachen aufgrund von Tabellenstand oder Spielklasse zu machen, wäre ganz sicher der falsche Weg. Jeder weiß, dass es im Sport – wie ja auch in der Politik – immer wieder mal ein Auf und ein Ab gibt. Die FDP drückt auf jeden Fall die Daumen, dass dem SCP bald die Wende zum Besseren gelingt.“
Die Linke, Ulli Suhre (sportpolitischer Sprecher): „Die weitere Zugehörigkeit zur 3. Liga hat aus meiner Sicht keinen Einfluss auf das Stadionprojekt. Im Übrigen ist dem SCP die Brisanz der sportlichen Situation bewusst. Sie wollen alle möglichen Hebel nutzen, um die Liga zu erhalten, wohlwissend welcher Kraftakt ein Abstieg in die Regionalliga (auch finanziell) dann bedeuten würde. Ein ausgebautes Stadion würde auch die finanziellen Möglichkeiten deutlich verbessern, da es ja schon neue potente Sponsoren gibt, die sich dann beim SCP arrangieren wollen.“
Keine gesonderten Antworten gab es trotz Anfrage von den Piraten/ÖDP und der UWG. Die AfD wurde nicht angefragt.