Preußen Münster gegen VfB Stuttgart: „Ein Kracherspiel, ein Wahnsinn…“

Preußen Münster gegen VfB Stuttgart: „Ein Kracherspiel, ein Wahnsinn…“

26. August 2024 4 Von Carsten Schulte

Ein bisschen hin- und hergerissen war Sascha Hildmann am Montag schon. Das DFB-Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart fügt sich ein in eine englische Woche der Extraklasse. Samstag Kaiserslautern, dann der Vizemeister, dann geht es zum Hamburger SV. Da ist keine Zeit zum Durchschnaufen, wenig Zeit für ruhige Arbeit. Irgendwie unpraktisch, aber auch „ein Kracherspiel, ein Wahnsinn“…

Eines war klar: Beschweren wollte sich Sascha Hildmann ganz sicher nicht. Die englische Woche sei natürlich aus Trainingssicht nicht ideal, er hätte lieber gerne zum bekannten Pokaltermin gespielt. „Aber das gilt ja in gleicher Weise auch für den VfB Stuttgart. Die Terminierung ist ein grundsätzliches Problem, das wir nicht beeinflussen können.“ Aber dass so eine englische Woche mit solchen Top-Terminen überhaupt möglich sei, genau dafür habe der SCP ja lange gearbeitet. „Vor fünf Jahren wären wir doch alle froh gewesen über solche Momente. Das muss man genießen.“ Tatsächlich war vor fünf Jahren … nichts. Kein DFB-Pokal, stattdessen grauer Abstiegskampf in der 3. Liga. Die Pokalpartie gegen Bayern München war 2014 für sieben Jahre der letzte Auftritt im DFB-Pokal. Erst 2021 ging es weiter (siehe unten).

Und so werden am Dienstagabend genau 12.672 Zuschauer dabei sein. Ein paar mehr als in der Liga, was einer Besonderheit geschuldet ist. Der Klub stuft die Partie nicht als Hochrisikospiel ein und kann den Gästebereich etwas mehr füllen als üblich. Ringsherum bleibt es leider bei den bekannten Einschränkungen: Berg Fidel wird zur Einbahnstraße, Parken am Stadion ist für Heimfans nicht drin – man kennt das, offenbar gibt es keine Alternativen zu diesem Theater.

Und auch wenn Sascha Hildmann zugab, schon insgeheim mal von der Möglichkeit zu träumen, dass der SC Preußen mal der „Pokalschreck“ sein könnte – gegen Stuttgart wird es schwierig. Trotz eines gewissen Umbruchs beim VfB bringe der Gast eine außerordentliche Qualität mit. Sicher, ganz rund lief es zum Saisonstart für Stuttgart noch nicht (1:3 in Freiburg), aber das sollte die Sache für den SCP nicht leichter machen. Ob denn jetzt trotzdem noch ein guter Moment sei, auf den VfB zu treffen, war eine Frage. „Kann man den VfB wirklich zu einem guten Zeitpunkt treffen?“, lautete Hildmanns simple Antwort. Auf dem Papier und auf dem Platz wird es eine Herausforderung, soviel ist mal sicher.

Hildmann will die Partie gegen Stuttgart dennoch mutig angehen, plant allerdings Umstellungen. Nein, keine ganz neue Mannschaft, ganz sicher keine „B-Elf“. Aber punktuell werde das Team anders aussehen. Verraten wollte Hildmann natürlich nichts, aber beispielhaft fielen die Namen Scherder und Nemeth. Ersterer kam bisher gar nicht zum Zug, für ihn wäre eine Kadernominierung wohl denkbar. Und auch etwas längere Einsatzzeit für Neuzugang András Németh dürfte möglich sein. „Warum nicht von Anfang an? Davor hätte ich keine Angst“, so Hildmann.

Pyrotechnik
Das letzte Pokalspiel der Preußen war bunt – und teuer. Das heftige Feuerwerk aus dem Bayern-Spiel fand weithin Beachtung und wurde von vielen gefeiert. Allerdings zahlte der SCP auch eine Rekordstrafe von rund 109.000 Euro dafür. Die große Bühne am Dienstagabend scheint da verlockend zu sein für eine weitere Pyroeinlage, oder? „Wir hoffen auf einen gewissen Grad der Vernunft“, ordnete Pressesprecher Marcel Weskamp das vorher ein. Aber natürlich könne man es nicht beeinflussen. Die „Drähte“ in die Fanszene seien jedenfalls aktiv.

Unabhängig vom Ausgang des Spiels gegen Stuttgart geht es sofort weiter. Einen freien Tag leistet sich der SC Preußen nicht. Es wird durchgehend trainiert, natürlich mit niedriger bis mittlerer Belastung, ehe es am Freitagnachmittag gen Hamburg gehe.

Pokalhistorie im neuen Jahrtausend

Der DFB-Pokal und Preußen Münster: Das ist nicht gerade eine brutale Erfolgsgeschichte. Mehr als das Achtelfinale war nie drin – und den letzten Einzug in diese Runde gab es witzigerweise im November 1990 gegen… den VfB Stuttgart. Im neuen Jahrtausend beendete die Partie gegen den VfL Bochum eine elfjährige Abstinenz. Das war 2008. Seitdem kamen zehn weitere Partien hinzu. Mit häufig identischen Gegnern: Zweimal Bayern, zweimal Augsburg, zweimal Wolfsburg, zweimal Hertha … eine extrem seltsame Wiederholung der Geschichte. Zwischen 2014 und 2021 qualifizierte sich der SCP kein einziges Mal für den Pokal. Es war wohl der Bayern-Fluch, schließlich ranken sich um den ersten Auftritt der Münchner bis heute einige eher seltsame Geschichten über finanzielle Verluste. Das ist aber ein anderes Thema.

Das bemerkenswerteste Pokalspiel der vergangenen Jahre war sicher das 4:2 gegen Werder Bremen im Jahr 2012, das der SCP nach einer Matthew-Taylor-Show bei sommerlicher Gluthitze in Verlängerung gewann. Eher kurios war die Partie gegen Wolfsburg 2021, die der SCP als Regionalligist zwar auf dem Platz verlor, wegen eines Wechselfehlers der Gäste aber am „grünen Tisch“ gewann. Gegen Hertha war dann in Runde 2 aber wieder Schluss.

Von den elf Pokalspielen seit 2008 gingen drei in die Verlängerung, eines sogar ins Elfmeterschießen (das der SCP gegen Bochum dann verlor). Das 0:4 gegen die Bayern im vergangenen Sommer war die heftigste Niederlage.