Hannover 96 zu Gast – die 2. Bundesliga ist wieder in Münster

Hannover 96 zu Gast – die 2. Bundesliga ist wieder in Münster

10. August 2024 2 Von Carsten Schulte

Die Zweitliga-Geschichte von Preußen Münster und Hannover 96 findet ihre Fortsetzung. Zwischen 1974 und 1991 trafen beide Klubs in 16 Punktspielen aufeinander – in den ersten Jahren mit deutlich besseren Ergebnissen für die Adler, später mit einigen herben Klatschen. Nicht zu vergessen: 1994 gab es dieses DFB-Pokalspiel in Münster, das die Adler brutal mit 0:5 verloren.

Dieses Pokalspiel zeigt indes, was sich beim SC Preußen verändert hat. 1994, da spielte der SCP in der ganz neuen Regionalliga West/Südwest – ein Larifari-Liga mit Klubs wie Wattenscheid II, Edenkoben, Bonn und Salmrohr, Neunkirchen oder Wissen. Gegen den SC Preußen Köln verloren sich 650 Zuschauer im Preußenstadion, nur wenig mehr waren es gegen Trier oder Hauenstein. Sogar das Derby gegen Bielefeld war einfach kaputt. 3.500 Zuschauer verloren sich unter Flutlicht im Preußenstadion – und am Ende verlor der SCP auch noch mit 1:2.

Im Pokalspiel gegen Hannover war das alles dann auch so abzulesen. Nicht einmal 4.000 Zuschauer wollten diese Erstrundenpartie in Münster sehen. Martin Kobylanskis Papa spielte damals übrigens in dieser Partie für 96. Das war alles trostlos, verlorene und vergessene Jahre. Münster lief 1995 als Tabellen-Zehnter ein, gerade noch vor Erkenschwick und Bonn – und ein paar Törchen schlechter als der damalige TuS Paderborn-Neuhaus. Wer erinnert sich wirklich noch an diese trüben Jahre?

Schwenk ins Heute: Was für ein Klub ist das geworden? Wie gewachsen und stabil und ja, auch begehrt? In Fürth, fünfeinhalb Stunden von Münster entfernt, waren fast 2.000 Preußen dabei. Tickets werden dem SCP aus der Hand gerissen (wenn es sie denn gäbe… aber das ist noch ein anderes Thema), die Heimspiele sind wegen der reduzierten Kapazität vermutlich weitgehend ausverkauft. Auch am Sonntag sind 12.400 dabei, das wird die Regel sein, nicht mehr die Ausnahme. Es ist so bizarr, dass vermutlich viele Auswärtsspiele für Fans der Adler einfacher zu besuchen sein werden als die Heimpartien. Wer konnte das 1994 ahnen? Wer konnte das 1991 ahnen, als sich die Preußen gegen Mainz aus der Liga verabschiedeten?

Das, was der SC Preußen jetzt erlebt, ist Arbeit der Klubverantwortlichen und der Mannschaft, aber es ist auch eine Belohnung für die, die über Jahre Stillstand oder Rückschritt erduldet haben und nur ganz selten mal Aufwind spürten.

Ja, der SCP ist jetzt angekommen in der 2. Bundesliga. Fürth ist der Beweis, Hannover macht die Sache dann im Preußenstadion rund. Das erste Zweitliga-Heimspiel der Adler seit – alle kennen diese Zahl längst auswendig – 33 Jahren.

Das bisher letzte Duell

Das letzte Duell zwischen beiden Klubs ist indes gar nicht so lange her. 2015 standen sich beide Teams im Preußenstadion gegenüber, der SCP als Drittligist, Hannover schon damals als Bundesligist. Am Ende hieß es 0:0 – und zwei Personalien stechen aus dieser Partie hervor. Für den SCP absolvierte der frühere Bundesligaprofi Idrissou (Foto) eines von mehreren Testspielen (wurde später aber nicht verpflichtet). Und bei Hannover kickte damals Kenan Karaman, den die Preußen mutmaßlich in einigen Wochen wiedersehen werden, dann allerdings im Schalker Dress.

Rückblick: 2015 standen sich der SCP und Hannover zuletzt gegenüber. Hier Preußen-Gastspieler Idrissou.

Die aktuelle Mannschaft von Hannover 96 hat wie der SCP nicht mehr viel zu tun mit damals. Gestern war gestern, morgen ist heute… oder so. Um 13.30 Uhr startet das Zweitliga-Abenteuer auch im Preußenstadion, wo die Fans dann erstmals die vielen kleinen und großen Veränderungen in der „Antikarena“ sehen werden. Und vielleicht auch erstmals in Münster Bekanntschaft machen mit den Besonderheiten der Liga, dem VAR beispielsweise?

Das Team von Stefan Leitl legte einen souveränen Saisonstart gegen Aufsteiger Regensburg vor (2:0) und will logischerweise in Münster nachlegen. Und die Preußen würden genau das gerne verhindern und ihrerseits punkten. Gerade daheim.

Sportlich einordnen mag das, wer will. Nach nur einem Spiel ist alles noch vage, belastbare Aussagen lassen sich gar nicht treffen. Hannover hat Münsters Defensive als „Problemzone“ erkannt – und warnt vor Münsters Stürmduo Batmaz und Grodowski. Immerhin sei, so wertete Trainer Leitl während der Spieltagspressekonferenz, der SCP eine Mannschaft mit „guter Struktur“ und sei „gefestigt“. Man erwarte das Team nach dem Aufstieg „emotionalisiert“ – und daran dürfte es tatsächlich keinen Zweifel geben.

Am Sonntag hat das Warten ein Ende. Dann spielt die 2. Bundesliga wieder in Münster. Kopf hoch, Schultern breit, den Adler auf der Brust.

Spiele am 2. Spieltag
1. FC Kaiserslautern2:2 (1:2)SpVgg Greuther Fürth
SSV Jahn Regensburg1:0 (1:0)SSV Ulm 1846
Fortuna Düsseldorf0:0 (0:0)Karlsruher SC
SV 07 Elversberg2:2 (0:1)1. FC Köln
1. FC Nürnberg3:1 (0:1)FC Schalke 04
Hamburger SV10.08, 20.30Hertha BSC
SC Paderborn 0711.08, 13.30SV Darmstadt 98
Eintracht Braunschweig11.08, 13.301. FC Magdeburg
SC Preußen Münster11.08, 13.30Hannover 96


2. Spieltag
MannschaftSp.ToreDiff.Punkte
1SpVgg Greuther Fürth25:324
2Fortuna Düsseldorf22:024
31. FC Kaiserslautern24:314
4Karlsruher SC23:214
5FC Schalke 0426:423
6Hannover 9612:023
71. FC Nürnberg25:413
8Hamburger SV12:113
9SC Paderborn 0712:113
10SSV Jahn Regensburg21:2-13
11SV 07 Elversberg22:202
121. FC Magdeburg10:001
131. FC Köln23:4-11
14Hertha BSC11:2-10
15SC Preußen Münster11:3-20
16SSV Ulm 184621:3-20
17SV Darmstadt 9810:2-20
18Eintracht Braunschweig11:5-40