Max Schulze Niehues: „Eine richtig coole Situation für uns“
3. April 2024Er will aufhören am Ende der Saison. Schluss mit der Karriere, das war’s, ein anderes Leben beginnt, der Profifußball endet. Aber vorher steht Max Schulze Niehues noch im Tor des SC Preußen Münster. Und dort erlebte Münsters Nummer 35 zuletzt den siebten Sieg in Folge. Das sorgte für Glücksgefühle.
„Wenn man solche Spiele wie gegen Dresden gewinnt, dann sind das schon große Emotionen beim Schlusspfiff“, gab Max Schulze Niehues zu. „Es macht einfach unglaublich Spaß, das erlebt man nicht alle Tage.“
Dieses Glücksgefühl des Keepers zieht sich dieser Tage durch die gesamte Mannschaft. Auch Simon Scherder, das andere „Urgestein“ des SC Preußen, merkte das an. Eine Gänsehaut habe er zum Abpfiff gefühlt, meinte er. „Und die Leute spüren das auch. Sieben Siege in Folge…“, musste er sich fast selbst zwicken.
Malik Batmaz, Torschütze zum 1:0, und damit Matchwinner, stieg da umgehend mit ein. Auch er verwies auf die fast unglaubliche Geschichte dieser Saison. „Wenn uns das vorher einer gesagt hätte, dass wir zwei Stürmer jeweils auf 15 Tore kommen“, musste er selbst lächelnd aussprechen, was an Gefühl so rund um den SC Preußen Münster wabert. „Man merkt aber einfach, dass wir zusammengewachsen sind.“
Zusammengewachsen. Team. Das ist ein bisschen das Mantra dieser Rückrunde. Aber irgendetwas muss ja dran sein. Es sind diese kleinen Extraschritte, die ein Team unterscheiden von elf Einzelspielern.
Aus seinem Tor heraus verfolgte Max Schulze Niehues am Samstag die Partie. Natürlich wusste er, dass der SCP eines seiner schwächeren Spiele abgeliefert hatte – was die spielerischen Momente anging. Die offensiven Momente. Dresden hatte die Partie dominiert, klar. Daran gab es keinen Zweifel. Aber der SCP warf diesmal all seine defensive Leistung in die Waagschale und war damit letztlich wuchtiger als Dynamo Dresden. Sicher, zwei, drei richtig gute Abschlüsse der Gäste musste Münster zulassen – aber ist das wirklich erstaunlich gegen eine solche Mannschaft wie Dresden? „Die haben einfach richtig Qualität auf dem Platz“, gestand Schulze Niehues ein. Und auch das sahen alle 11.744 Zuschauer am Samstag selbst.
Nach dem Abpfiff sollte Max Schulze Niehues eigentlich auf den Zaun. Mit nun offiziell 300 Pflichtspielen für den SCP hat er die letzte große Marke geknackt. Dafür und als Dank für seine zwei, drei wichtigen Paraden gegen Dresden sollte er die Humba auf der Gegengerade anführen. Weil ein paar Meter weiter nebenan aber ein Fan vom Zaun gefallen war, zog Schulze Niehues es vor, den Zaun diskret wieder zu verlassen. Aufgeschoben, nicht vergessen. Als klar war, dass dem Fan nichts Schlimmeres passiert war, durfte auch wieder gefeiert werden – dann vor der Fiffi-Gerritzen-Kurve.
Mit dem siebten Sieg in Folge ist der SCP vor dem 32. Spieltag ganz dick im Aufstiegsrennen. Das ist seltsam real und zugleich auch unfassbar. Wenig hatte in der Hinrunde auf so eine Entwicklung hingedeutet, aber nun ist es so. Zufällig oder gar glücklich sind die Preußen aber sicher nicht ungeschlagen. Die Punkte gab es nicht geschenkt. Sie sind das Ergebnis harter Arbeit und von ganz viel Engagement. Trotzdem ist es seltsam, wie die anscheinend längst entrückten Teams Regensburg und Dresden plötzlich aus dem Tritt gerieten. „Das ist doch eine richtige coole Situation für uns“, meinte Schulze Niehues. „Wir können frei aufspielen, ohne Druck. Wir haben einfach nichts zu verlieren.“
Und ja, tatsächlich wäre denkbar, dass der SCP am Ende zum zweiten Mal binnen 12 Monaten einen Aufstieg bejubelt. Und macht das etwas mit dem Torwart, der seine Karriere beenden will? „Nein“, sagte er mit einem breiten Lächeln. „Die Entscheidung ist gefallen. Aber klar, man wird da schon mal wehmütig.“
Sieben Spiele hat der Mann zwischen den Pfosten noch. Vielleicht noch zwei mehr? Vielleicht auch nicht. So oder so: Was für eine Saison das am Ende noch geworden ist …