Alexander Langlitz sieht „Durchhänger“
17. Oktober 2022Es gibt eine gewisse Diskrepanz beim SC Preußen Münster zwischen den eigenen Ansprüchen und dem derzeitigen Ertrag. Es gibt aber auch eine Diskrepanz in der Bewertung des derzeitigen Spiels zwischen Klub und Beobachtern.
Nach der Partie in Oberhausen mühten sich eigentlich alle Beteiligten um eine positive Darstellung. Sicher, einiges sei gegen den SCP gelaufen. Sagte Torwart Tom Müller nach der Partie, in die er kurzfristig hineingeworfen wurde. „Natürlich haben wir andere Ansprüche, denen wir momentan nicht gerecht werden.“ Aber der SCP könne da herauskommen. Logisch.
Auch Alexander Langlitz sah das so. „Seit ich im Profibereich unterwegs bin, ist einmal im Jahr so ein Durchhänger. Ich hoffe, dass wir den schnell beenden und dann weitermachen, wo wir angefangen haben.“
Unisono lobten aber alle den Zusammenhalt im Team. „Jeder haut sich für den anderen rein“, so Langlitz. „Ich glaube an meine Mannschaft“, sagte Alexander Hahn, der mit Witz-Rot runter musste.
Moral wurde wieder bemüht. Mit der Moral, die der SCP trotz des Tores zum 1:3 gezeigt habe (und dann immerhin noch das 2:3 erzielt hatte), müsse man weitermachen, forderte Langlitz. Auch Trainer Sascha Hildmann war da an Bord: „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen, sie hat sich nicht aufgegeben, hat immer weiter gekämpft.“
Das ist zwar durchaus korrekt, aber die Mittel fehlen dem SCP derzeit. Es scheint, es wirkt so, als hätte sich die Gegner so ein bisschen auf das Spiel der Preußen eingestellt. Und ganz ehrlich: Derzeit ist der SCP fast ohne Durchschlagskraft. Andrew Wooten ist weit entfernt davon, als Anspielpartner im Sturmzentrum gefährlich zu werden. Gerrit Wegkamp (wenn er denn spielt) reibt sich auf dem Spielfeld überall auf, fehlt aber fast immer im Zentrum, wo er eigentlich ja mal Bälle verwerten sollte. Und eben jenen Bällen, die da über die Seiten oder aus dem Halbfeld hereinkommen sollten, fehlt schlichtweg Präzision. In Oberhausen kam dazu, dass die RWO-Abwehr mit groß gewachsenen Spielern besetzt ist, die keine sonderlichen Probleme mit den wenigen Hereingaben hatten, die dann mal ankamen.
Und wirklich variabel ist der SCP derzeit nicht. Von der Bank kommt offenbar kein Druck (oder zu wenig), denn Hildmann wechselt kaum noch. Die erste Elf stellt sich fast automatisch auf, das wundert schon – Verletzte hin oder her. Und auch die defensiven Anfälligkeiten, die vielen individuellen Fehler wundern. Vier Gegentore in Aachen, eines auf Schalke, eines gegen Kaan-Marienborn, drei in Oberhausen. Mehr als zwei Gegentore im Schnitt. Das ist ganz schön happig und weit entfernt von aufstiegsreif. Alles Dinge, die man „abstellen“ müssen, wie Hildmann meinte. Ja gut, sicher, aber wann will der SCP damit beginnen?
Und war der SCP in Oberhausen nach dem 1:1 wirklich auf dem Weg, das Ding für sich zu biegen? „Eingeschnürt“ habe der SCP die Gastgeber, lautete das Fazit. Das ließ sich nicht wirklich so erkennen. Sicher war der SCP in dieser Phase spielbestimmend und dominant. Aber spätestens nach Minute 37 war die kurze Drangphase auch schon beendet. Das allerdings war dann nicht unbedingt eine Überraschung, wie auch Alexander Hahn wertete. „Was will man da erwarten? Oberhausen ist ja auch keine Laufkundschaft“, meinte er. In voller Mannschaftsstärke sei man „klar besser“ gewesen, erst die Rote Karte habe das Spiel verändert. Daran allerdings gab es überhaupt keine Zweifel.
Aber: Es gibt auch keine Zweifel daran, dass dem SCP der Schwung des Saisonstarts abhanden gekommen ist. Und die Vehemenz, mit der jetzt alle beim SC Preußen betonen, dass man wieder aufstehen werde und weitermachen werde, ist ja nur ein Beleg dafür. Ein bisschen mehr muss von der Mannschaft kommen. Langlitz: „Wir probieren es gegen Düren wieder.“
Und nun? Nichts ist verloren, die Preußen können sich die Tabellenführung aus eigener Kraft zurückholen, da kann Rödinghausen tun, was es will. Aber den Preußen stellen sich in den kommenden Wochen auch einige wirklich knüppelharte Gegner. Da wäre es gut, wenn der SCP am Samstag gegen Düren ein klares Zeichen setzte…