Nichts ging mehr: Preußen Münster verliert auch im Pokal
21. Mai 2022Man hätte es ahnen können. Nur sieben Tage nach dem bitteren Aufstiegsfinale konnte sich der SCP gegen den SV Rödinghausen nicht mehr aufraffen und schenkte den Einzug in den DFB-Pokal her. Im Finale verlor der SCP im Elfmeterschießen mit 3:4.
Trainer Sascha Hildmann hatte zum Finale seine Mannschaft erneut umgebaut. Erstmals rückte wieder Simon Scherder in die Startelf, er kam für den erkrankten Marcel Hoffmeier ins Spiel (der allerdings ebenso wie der erkrankte Manuel Farrona Pulido im Stadion war).
Auf dem Feld entwickelte sich vor immerhin 6.480 Zuschauern ein Spiel, in dem der SCP die Regie übernahm, sich aber gegen defensiv kompakte Gäste wie gewohnt schwer tat. Rödinghausens Plan war offensichtlich, Gegentore zu verhindern – mit allen Mitteln. Lange Pausen nach Unterbrechungen, Zweikampfführung an der Grenze des Erlaubten, schön war das nicht, eher im Gegenteil. Aber Münster tat sich wie immer in Spielen gegen den SVR schwer, Mittel zu finden.
Hier und da gab es mal Chancen, ein, zwei davon waren wirklich vorzeigbar: Der Schuss von Thorben Deters nach 6 Minuten landete nur in den Armen des Gäste-Keepers, dann verpasste Alexander Langlitz um Haaresbreite nach Teklab-Flanke (28.), dann scheiterte Bindemann nach Langlitz-Kopfball (29.). Viele Chancen waren es nicht, aber es waren eben welche. Rödinghausen? Fehlanzeige, nichts. Ein harmloser Freistoß aus rund 30 Metern war alles, was der SVR beizusteuern gedachte.
Vieles andere misslang dem SCP beim vorletzten Pass. Gerade Teklab stand hier stellvertretend für das Spiel des SCP: Oft setzte er sich grandios durch im Dribbling, aber dann kam der letzte Pass nicht mehr an oder landete einfach im Nirgendwo. Stückwerk war einiges, auch wenn der SC Preußen natürlich das tonangebende Team war.
Ohne Wechsel ging es weiter. Das Spiel lief auch ähnlich weiter. Münster bemüht, aber einfach ohne die letzte Leidenschaft. Rödinghausen nur auf Umschaltmomente bedacht und mit ganz, ganz viel Zeitspiel. Der Tiefschlag war dann nach 61 Minuten der Treffer von Marceta, der gerade zuvor eingewechselt worden war. Erst unter die Latte, dann ins Tor.
Das Tor war natürlich ein Witz nach dem Spielverlauf, weil der SVR bisher wenig Offensives zum Spiel beigetragen hatte. Münster reagierte genervt und setzte sofort nach. Und immerhin: Nach 68 Minuten half Gerrit Wegkamp (eingewechselt) dabei. Er erspielte sich einen Ball, den der SVR-Keeper nicht unter Kontrolle hatte. Dann rannte ihn Alexander Sebald brutal um – am Rande einer Tätlichkeit. Schiri Exuzidis gab sofort Foulelfmeter, was Rödinghausen aus gänzlich unverständlichen Gründen auf die Palme brachte. Es folgt eine mehrminütige Rudelbildung, ehe Henok Teklab endlich antreten durfte – und sicher zum 1:1 verwandelte.
Es war leider kein Signal zur Schlussoffensive. Man musste den Eindruck haben, Rödinghausen habe sich nur noch ins Elfmeterschießen retten wollen. Und tatsächlich gelang das nach nur 4 Minuten Nachspielzeit.
Die Mannschaft selbst bestimmte die Elfmeterschützen – Trainer Sascha Hildmann hat sich lange abgewöhnt, selbst Spieler zu bestimmen. Julian Schauerte traf, Marceta auch, Jan Dahlke vergab, Wolff vergab, Scherder traf, Teklab mit einem richtig schwachen Elfmeter scheiterte, Schuster traf, dann scheiterte auch Darius Ghindovean. Das war es. Mit 2:3 im Elfmeterschießen und einem Endstand von 3:4 verlor der SCP das Finale und damit auch den gut dotierten Trostpreis der Saison.
Spielstatistik
SCP: Schulze Niehues – Schauerte, Ziegele, Scherder, Borgmann – Remberg, Kok (Dahlke, 85.), Deters (Ghindovean, 79.) – Langlitz (Kwadwo, 56.), Bindemann (Wegkamp, 56.), Teklab
SVR: Sebald – Choroba (Ercan, 81.), Flottmann, Wolff, Langer – Kurzen, Wiemann, Hoffmeier, Ibrahim (Marceta, 56.) – Schaub (Schuster, 65.), Bravo Sanchez (Riemer, 75.)
Tore: 0:1 Marceta (61.), 1:1 Teklab (72.)
Gelbe Karten: Remberg, Kok / Ibrahim, Flottmann, Langer
Zuschauer: 6.480
Schiedsrichter: Leonidas Exuzidis
Dieses negative Saisonfinale mit desaströsen, finanziellen Folgen für die Saison 22/23 hat allein der Trainer zu verantworten. Er hat die Pflicht, die Mannschaft bestmöglich auf das anstehende Spiel vorzubereiten, dazu gehört auch das Üben von Elfmetern und die Aufstellung der Mannschaft zum Ende des Spieles, zwecks erfolgreichem evtl. E-Schießen. Ein Mitarbeiter in seiner Position hat seine Arbeit gesamtwirtschaftlich auszurichten, zum bestmöglichen Erfolg eines Unternehmens, auch für die Zukunft. In der freien, gewerblichen Wirtschaft würde man für eine derartige Fahrlässigkeit mit finanziellen Folgen im sechsstelligen Bereich ggf. haftbar gemacht. Was sollen die Sponsoren, welche ihre Gelder dem Verein zwecks Erfolgsoptimierung zur Verfügung stellen, von einem derartigen Missmanagement an exponierter Stelle im Verein halten?