„Hampelmann“ Sascha Hildmann und „Flutschtorschütze“ Remberg
14. November 2021Eine einzige Gelbe Karte zeigte Schiedsrichter Florian Visse am Samstag. Sie ging an Rinor Rexha für ein Foulspiel, nur Minuten vor Spielende. Ach ja, und der Preußentrainer Sascha Hildmann sah auch eine. Eine gewisse Erfahrung bringt der Coach mit …
Nicht immer war die Linie von Schiedsrichter Florian Visse klar erkennbar. Manchmal Zweikampfszenen liefen durch, andere wurden abgepfiffen, okay, das passiert. Richtige Fehler waren Visse eigentlich nicht nachzuweisen. Bis zur 62. Minute. Da passierte Gästekeeper Justin Heekeren ein echter Patzer, in Bedrängnis ließ er den Ball fallen. Nicolai Remberg stand parat, schaltete schnell und drückte den Ball ins Netz. Torschütze „Rambo“ konnte es selbst kaum fassen, doch Sekunden nach dem Jubel zeigte Visse an: Nichts da, kein Tor.
Warum? Das wusste wohl nur Visse selbst. Preußentrainer Hildmann und der Torschütze vermuteten anschließend anhand der Signale, dass es um ein unfairen Einsatz von Remberg gegangen sein soll – der Preuße soll dem Keeper den Ball irgendwie aus der Hand getreten oder geschlagen haben? Das hatte niemand gesehen, schon gar nicht Remberg. „Ich verstehe das nicht, dem Torwart rutscht der Ball aus der Hand, ich hab ihn reingeschoben, mehr war nicht.“ Remberg nahm es nach dem Spiel halbwegs locker. „Ein bisschen tut es weh, das Tor wäre schön gewesen, aber es ist schon okay.“ Immerhin war die Szene nicht spielentscheidend.
An der Seitenlinie (und eigentlich überall außerhalb des Oberhausener Blocks) nahmen es nicht alle so locker. Das Publikum reagierte mit lautstarken „Schieber“-Rufen, an der Seitenlinie konnte sich auch Sascha Hildmann kaum noch einkriegen. Der Trainer geht in den Spielen emotional mit. „Ich bin doch auch nur ein Mensch“, meinte er später achselzuckend. Dass er am Ende mit Gelb „belohnt“ wurde, nervte ihn aber doch spürbar.
Die Karte kassierte er nach eigenen Angaben, weil er dem Linienrichter zu viel „herumgehampelt“ hatte. Das setzte dem Ganzen die Krone auf. Hildmann wollte wechseln, Borgmann und Langlitz, doch die mehrfachen Versuche, das dem Linienrichter kenntlich zu machen, scheiterten. Das regte den Trainer richtig auf. Die beiden Einwechselspieler hätten nicht nah genug dran gestanden, um den Wechsel zu vollziehen. Erst nach mehreren Anläufen ließ der Assistent die Wechsel zu – und Hildmann holte sich vom Schiri eine Karte ab.
„Irgendwann ist auch mal gut“
Für den Trainer ein Ärgernis. „Irgendwann ist auch mal gut“, schimpfte er. Offenbar wolle der DFB nur noch festgezurrte Trainer an der Seitenlinie. „Dann ohne mich!“ Die Mannschaftskasse indes durfte sich freuen. Hildmann muss zahlen für solche Gelben Karten, er ist angesichts einschlägiger Vorbelastungen kein kleiner Geldgeber. „Wenn die Truppe im Sommer nach Mallorca fliegt, habe ich meinen Teil dazu beigetragen“, meinte Hildmann halb belustigt, halb genervt.
Trotzdem: Dass insgesamt kein Zweifel an einem verdienten Sieg bestand, das wollte Hildmann noch betonen. „Wir haben einen Topstart hingelegt und uns mit zwei Toren belohnt. Nach dem Gegentor gab es diese Phase, in der so ein Spiel kippen kann, da musst du stabil bleiben. Aber in der zweiten Halbzeit war es ein bockstarkes Heimspiel.“ Aggressiv sei die Mannschaft aufgetreten, habe viele Zweikämpfe gewonnen, sich mit dem 3:1 belohnt – und auf der Gegenseite kaum noch Oberhausener Chancen zugelassen. „Das war ein sehr gelungener Tag, und es war auch für die Zuschauer ein schönes Spiel.“
Der Druck in der Tabelle auf Essen bleibt hoch, auch wenn sich Hildmann jede Zahlenspielerei verbietet. „Natürlich kenne ich die Tabelle. Aber sie hat für mich null Aussagekraft bis jetzt, es ist alles noch zu früh.“ Die Rechnerei um Abstände und Punkte? Das könne sich alles so schnell ändern. Damit lag der Trainer natürlich richtig, denn noch vor wenigen Wochen drohte dem SCP ein Neun-Punkte-Rückstand auf Essen. Dann patzte RWE ein paar Mal, jetzt sind es nur noch drei Punkte. „Das geht alles schnell. Wir müssen auf dem Boden bleiben und einfach weiterarbeiten.“
„Wollten frech mitspielen“
Gästetrainer Mike Terranova war nach dem Spiel nicht ganz so glücklich wie sein Kollege. „Wir wollten frech mitspielen. aber nach drei Minuten liegen wir hinten und kassieren prompt das 0:2“, wertete Terranova, warum der Spielplan der Gäste schnell Dellen bekam. Sicher, RW Oberhausen befreite sich dann etwas, hatte sogar mehr Ballbesitzphasen. Das Anschlusstor durch Anton Heinz sollte ein Mutmacher sein. „Ich hatte da das Gefühl, dass wir gut im Spiel waren und auch mutig nach vorn gespielt haben.“
In der Pause wollte sich Oberhausen neu sortieren und den Ausgleich angehen. „Doch dann hatte ich mich kaum hingesetzt, da steht es schon 3:1.“ Das sei ärgerlich gewesen und mit dem erneuten Zwei-Tore-Rückstand sei es eben schwer geworden. „Wir haben alles probiert, aber wir hatten auch Glück, nicht noch das vierte oder fünfte Tor zu kassieren.“ Das sei aber auch erwartbar gewesen, weil Oberhausen eben mehr nach vorne machen musste und wollte und sich dem SCP so vermehrt Räume boten. Es sollte aber nicht sein. „Ich bin enttäuscht, dass wir hier so verloren haben. Aber wir haben alles rausgehauen, es eben auch ein Stück Qualität, das uns heute fehlte.“